Von Maik Brückner
Das Gerücht machte schnell die Runde in Lauenstein: Die Stadt lässt das Wildgehege unterhalb des Schlosses abbauen. Zwar sei ein Wiederaufbau angekündigt, doch wer die Finanzlage der Stadt kennt, kann erahnen, dass das nicht passieren wird. Soweit das Gerücht.
Geisings Bürgermeister Frank Gössel (CDU) findet es gar nicht so lustig, dass der gemeinsam mit dem Lauensteiner Ortschaftsrat gefasste Beschluss bei einigen Einwohnern so angekommen ist. Richtig ist: Das 1992 erbaute, etwa zwei Hektar große Gehege ist in die Jahre gekommen. So ist der Zaun nicht im besten Zustand, mehrfach sind Tiere ausgebüxt. Allerdings sind sie immer wieder zurückgekommen. Auch der Rasen ist inzwischen in einem beklagenswerten Zustand. Saftiges Grün wächst hier schon lange nicht mehr, vielmehr haben sich Ochsenzungen breit gemacht. „Das ist auch ein ästhetisches Problem“, sagt der Leiter des Osterzgebirgsmuseums Lauenstein, Jürgen Albertus, vor dessen Anlage sich das Gehege befindet, dass er selbst bauen ließ.
Noch mehr Bauchschmerzen bereitet der Stadt und den Lauensteinern das Damwild. Zwar seien immer wieder auch Tiere aus der Herde entfernt worden, doch einen echten Austausch habe es nicht gegeben. „Wir müssen handeln, um eine weitere Inzucht zu vermeiden. Unterlassen wir das, würde der Hirsch seine Kinder decken“, erklärt der Rathauschef. Zudem seien beim Veterinäramt des Landratsamtes mehrere Anzeigen eingegangen, wonach die Tiere nicht artgerecht gehalten werden.
Eines steht für Gössel aber außer Frage: Hungern müssen die Tiere nicht. Jäger haben sowohl ihm als auch dem Museumschef bestätigt, dass die Tiere eher zu fett sind. „Die Lauensteiner füttern sie mit Essensresten wie Kartoffelschalen, Obst und Gemüse“, so Gössel. Das wird bald nicht mehr möglich und nötig sein. Noch in diesem Monat wird der Tierbestand im Gehege aufgelöst. Die Jungtiere kommen in den Wildpark Osterzgebirge, die drei Alttiere zum Tierhändler.
Für ein oder zwei Jahre wird es in Lauenstein kein Damwild mehr geben. Die Stadt wird in dieser Zeit den Boden pflügen lassen und neues Gras ansäen. „Auch den Zaun werden wir reparieren lassen“, kündigt der Rathauschef an. Alles in allen würden nicht viel Kosten anfallen. Deshalb seien die Befürchtungen der Lauensteiner, dass das Wildgehege nun für immer verschwindet, grundlos. Auch zum Tierbestand hat sich der Bürgermeister Gedanken gemacht. Die künftigen Bewohner werden aus dem Wildpark kommen. Organisiert werden muss nur noch ein neuer Hirsch. Doch das dürfte nicht das Problem sein.