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Das dicke Ende kommt noch

Gesundheit. Viele Kinder haben Übergewicht und Koordinationsprobleme. Das sind oft Folgen von falscher Ernährung und zu wenig Bewegung.

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Von Caroline PollmerundAlexander Müller

Bereits vor drei Jahren schlugen die Experten im Kreis das erste Mal Alarm. Eine Studie hatte ermittelt, dass sechs Prozent aller untersuchten Kinder bei der Einschulung übergewichtig waren. 15 Prozent wiesen motorisch-koordinative Rückstände auf. Zahlen, die eigentlich wach rütteln sollten.

Doch viel geändert hat sich seitdem offenbar nicht. „Das ist natürlich noch ein Problem“, erklärt zum Beispiel Wolfgang Kirchner, Amtsarzt des Kreises. „Die Kinder werden immer ungelenkiger.“ Als Mediziner kann er nur noch die Symptome und die Folgen der Fettleibigkeit feststellen. Und die sind dramatisch. Werden die überflüssigen Pfunde nicht abgebaut, dann leiden die Betroffenen häufiger und früher an Diabetes, Herzinfarkt, Fettleber, Gallensteinen, Krebs, Arthrose, Asthma und Schlafstörungen – um nur einige Folgekrankheiten zu nennen.

Gestörte Motorik bei der Rolle

Aber bereits vorher werden die Probleme mit dem Übergewicht deutlich. „Das macht sich auf alle Fälle bemerkbar“, berichtet Ramona Buchert vom Neiße-Kreissportbund in Weißwasser. Schon bei den Jüngsten zeigten sich Koordinationsdefizite und fehlende Motorik. „Manche wissen nach einer Vorwärtsrolle gar nicht mehr, wo sie sind.“ Solche erschreckenden Beobachtungen lassen sich aber nicht allein auf die falsche Ernährung zurückführen. Zu fettes Essen geht häufig einher mit einem Bewegungsmangel. Denn immer mehr Kinder verbringen zu viel Zeit vor dem Fernseher – die Bewegung im Freien fehlt.

„Sobald es anstrengend wird – zum Beispiel beim Dauerlauf – hören sie sofort auf. Die Kinder sind nicht mehr in der Lage, durchzuhalten“, sagt auch Erika Hildebrandt, Sportlehrerin an der Grundschule I in Niesky. Auch fehle es den Schülern häufig an Körperspannung. „Das ist besonders beim Turnen zu merken. Da bin ich immer froh, wenn ich ein paar Turner in der Klasse habe, damit die anderen sehen, dass so etwas auch schön aussehen kann.“

Auswege gibt es reichlich

An Möglichkeiten, daran etwas zu ändern, mangelt es dagegen nicht. Beim Kreissportbund gibt es Angebote, die speziell auf Kinder zugeschnitten sind und viele Vereine haben auch Trainingsprogramme für die Kleinsten. „Wichtig ist die Regelmäßigkeit“, mahnt Ramona Buchert vom Neiße-Kreissportbund. Spontane Hauruckaktionen brächten gar nichts.

Nur wer auch auf längere Sicht etwas für die Fitness macht, kann entsprechende Erfolge verbuchen. Deshalb ist der Sportverein ein optimaler Ort, um gesund zu bleiben. Neben vielen nützlichen Aktivitäten gibt es hier sogar noch den Vorteil der sozialen Kontakte. Die Kinder finden Freunde und verbringen ihre Freizeit sinnvoll und trotzdem mit jeder Menge Spaß.

Und je früher es los geht, desto besser. Wolfgang Petsch, Mitglied im Stadtsportbund Weißwasser, organisiert einmal jährlich die Bummi-Spartakiade für Vorschulkinder. „Ich bin selbst immer wieder erstaunt, wie beweglich die Kinder bei den Wettkämpfen beim Springen, Laufen und Werfen sind“, sagt er. Diese Phase halte allerdings nicht unbedingt an. „In den höheren Schuljahren wird zu wenig vermittelt, dass sich die Kinder bewegen müssen“, so Petsch.

Gegen den Trend schwimmen

In Rothenburg hat sich das Konzept eines Sportkindergartens bewährt. Damit die Kinder der Mediengesellschaft nicht verkümmern, wird besonders darauf geachtet, dass sie sich austoben können. „Es ist ja statistisch bewiesen, dass sich die Kinder zu wenig bewegen“, so Leiterin Heidi Kohoutek. In ihren Augen sei es tatsächlich ein Trend, dass die Kinder den ganzen Tag herumsitzen – erst in der Schule und danach vorm Computer. „Da müssen wir aufpassen“, mahnt Kohoutek. Schwimmen, Rennen, Hüpfen und Klettern gehört deshalb zum Kindergartenalltag.

Und für eine Veränderung ist es nie zu spät. „Die Impulse dazu müssen jedoch von den Schulen und den Eltern selbst kommen“, erklärt Arnim Christgen, Präsident des Neiße-Kreissportbunds. Auch er verweist dabei auf die bereits vorhandenen Aktionen der Sportvereine. Diese sind an jedem Ort zu finden. Und Nachwuchs, den können sie wirklich gut gebrauchen.