SZ +
Merken

Das große Aufräumen nach dem Gewitter

Dohna. Kronenhügel- Anwohner kämpfen gegen Naturgewalten und warten auf Hilfe.

Teilen
Folgen

Von Gabriele Schrul

Der Gewitterguss am späten Dienstagabend leistete ganze Arbeit am Rand des Dohnaer Neubau-Wohngebiets Kronenhügel. Das liegt an einem stetig ansteigenden Hang. Schlamm ergoss sich binnen weniger Minuten talabwärts vom angrenzenden, mit Mais bewachsenen Feld auf Wege, Straßen und Grundstücke.

Anwohner des Gartenweges wateten auf dem Wanderweg hinter ihren Häusern knöcheltief im Schlamm. Sie versuchten, den Morast aus dem Weg zu räumen, damit er nicht auf ihre Grundstücke schwappt. „Wir brauchen dringend Hilfe, ganz ohne Technik geht das nicht“, sagte Marina Seiffert. Die Feuerwehr soll im Anmarsch sein, erfuhren die Anwohner von der Rettungsleitstelle, doch wann die Einsatzkräfte kommen, wusste keiner. In anderen Grundstücken waren Nachbarn, die vom Schlamm verschont blieben, zur Stelle, den Dreck mit weg zu schippen. Sie halfen sich gegenseitig, so gut sie konnten, und doch mussten sie hilflos mit ansehen, was zum wiederholten Mal Naturgewalten in diesem Bereich anrichteten.

Denn auch schon im August 2002 passierte die gleiche Szenerie. Da gab es allerdings noch nicht den Flutgraben entlang der zuletzt dort entstandenen Häuser dieses Wohngebiets. Doch was die Bewohner eigentlich schützen soll, erweist sich bei sintflutartigen Niederschlägen als eine Art Wanne, die überläuft. Erst vorige Woche passierte es, dass Wasser und Schlamm überschwappten, weil der Kanal die Mengen nicht mehr schlucken konnte. Die Folge: Der Schlamm suchte sich – wie jetzt auch – seine Wege quer durchs Wohngebiet.

Die Dohnaer Feuerwehr – nach dem Gewitter am Dienstag im Dauereinsatz im Stadtgebiet – war kurz nach 21 Uhr mit neun Mann im Wohngebiet zur Stelle, speziell in der Krebser und Maxener Straße. „Wir haben die Straßen gereinigt“, sagte Wehrleiter Lutz Hieckmann. Mehr konnte zunächst nicht gemacht werden.

Von Technik war auch gestern hinter dem Gartenweg nichts zu sehen. Da fragten sich die Anwohner: Was tut der Bürgermeister, denn er kennt die Situation? Schickt er seine Bauhofmitarbeiter? Im Rathaus lässt Bürgermeister Friedhelm Putzke (Freie Wähler) auf die SZ-Fragen seinen Hauptamtsleiter Tilo Werner antworten. Der Bauhof werde nicht anrücken, der habe momentan anderes zu tun. Der Graben werde von der Stadt regelmäßig gereinigt, doch gegen derartige Naturgewalten sei sie machtlos. Das eigentliche Problem liege bei der Agrarproduktion Heidenau. Sie müsse aktiv werden, damit so etwas nicht passiert. Es gebe schon längere Zeit einen regen Briefverkehr zwischen dem Dohnaer Rathaus und der Agrarproduktion, doch bisher blieb alles ergebnislos. Der Leiter der Agrarproduktion war gestern für die SZ nicht erreichbar.

Heidenau zeigt, wie es geht

Dass es auch anders geht, zeigt die Stadt Heidenau. Nur unweit vom Dohnaer Ort des Geschehens gibt es am gleichen Hang, ebenfalls nahe eines neuen Wohngebiets, einen Flutgraben, allerdings einen ganz anderen als der in Dohna. Er ist breiter und tiefer. „Er war von Anfang an Bestandteil des Bebauungsplanes“, sagt Gert Ulrich, Bauamtsleiter in Heidenau. Der Flutgraben wurde von Fachleuten genau berechnet. 2002 erwies sich die Größe des Baus als richtig. Der Graben war voll mit Wasser. Das konnte, trotz des Schlamms, problemlos abfließen. Hinzu kommen Bepflanzungen entlang des Grabens, die zur Stabilisierung bei starken Niederschlägen beitragen. Bezahlt hat die Pflanzen die Stadt Heidenau.