„Das hat sich meine Frau selbst eingebrockt“

Im Herbst 2017 hatten sich der FV Eintracht Niesky und sein Trainer Uwe Kuhl getrennt. Für den inzwischen 55 Jahre alten Ex-Torwart schien das Thema Fußball endgültig beendet. Der Inhaber der Schülerhilfe Freital, die er 2016 eröffnete, stand danach nicht mehr an der Seitenlinie. Nun gibt es das überraschende Comeback. Welchen Anteil seine Frau an dem Trainerjob in Sebnitz hat und wie er die Zeit während der Corona-Pandemie sieht, verrät der ehemalige Dynamo-Profi im ausführlichen Interview.
Uwe, der Spruch „Sag niemals nie“ passt doch perfekt auf Sie, oder?
Na klar, der Spruch musste kommen. Aber, ob Sie es glauben oder nicht, geplant war diese Rückkehr auf den Fußballplatz von meiner Seite nicht, wirklich nicht. Fragen Sie mal meine Frau!
Sie hat die Verbindung nach Sebnitz hergestellt?
Genaugenommen, hat sich meine Frau Ina das alles selbst eingebrockt. Jetzt bin ich an den meisten Wochenenden wieder unterwegs. Vielleicht war das auch der Plan meiner Frau?! Aber Spaß beiseite, eigentlich ist es ein Zufall, dass ich mit dem BSV in Kontakt gekommen bin.
Was war passiert?
Meine Frau geht zur Physiotherapie und wird dort von Sebastian Rummler behandelt. Sebastian war zuletzt zusammen mit Michael Kunze Spieler-Trainer. Er fragte meine Frau, ob sie etwas mit dem ehemaligen Trainer zu tun hätte. Das hat sie bejaht. Den Rest können Sie sich sicher denken.
Haben Sie den Fußball vermisst?
Ja, etwas schon. Nicht, dass es mir an den Wochenenden langweilig war, aber die viele Büroarbeit in meinem Job hat schon den Wunsch verstärkt, mal wieder auf den Trainingsplatz zurückzukehren.
Sie sind inzwischen selbstständig. Wie groß ist der wirtschaftliche Schaden, der Ihrem Unternehmen durch die Corona-Krise entstanden ist?
Es gibt garantiert Selbstständige, die durch die Corona-Krise sehr viel stärker betroffen sind. Wir haben keine neuen Schüler hinzubekommen, aber den Großteil derer, die wir bereits in der Lernhilfe haben, konnten wir mittels Online-Schulung weiter betreuen. Dennoch war es eine schwierige Zeit, da die Betriebskosten weiterlaufen und auch Investitionen notwendig waren. Ich musste Einzeltische kaufen, damit wir unter den bekannten Hygiene-Bedingungen ab 11. Mai wieder in unseren Räumen arbeiten konnten. Fast jeden Abend muss ich die Kursplanung überarbeiten. Die Anzahl der Schüler pro Kurs minimiert sich, die Zeiten ändern sich, da wir ja auch vom Schul-Unterricht abhängig sind.
Wie viele Schüler betreuen Sie?
Das schwankt natürlich, aber in der Spitze haben wir bis zu 160 Schüler, in erster Linie in den Fächern Deutsch, Mathematik, Chemie und Fremdsprachen. Wir haben mehr als 20 Lehrkräfte, die auf Honorarbasis arbeiten.
Sie haben eine große Familie, nun kommt der Fußball wieder hinzu. Keine Bedenken, dass es zu viel wird?
Nein, wenngleich es im Moment zeitlich etwas eng ist, da wir nach elf Jahren aus unserem gemieteten Haus ausziehen müssen, weil der Eigentümer Eigenbedarf angemeldet hat. Zum Glück haben wir uns ein kleines Wochenendgrundstück am Knappensee zugelegt.
Wie geht es Ihrer Patchwork-Familie?
Bestens. Wir treffen uns jährlich zum Oster-Brunch, da kommen schnell mal 25 Leute zusammen. Leider hat uns Corona in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Sie haben acht Kinder, oder?
Wenn Sie so wollen, ja. Patrick ist aus meiner ersten Beziehung, 34, und Polizist. Meine Frau Ina hat Nick mit in die Familie gebracht. Er ist 31 und Lehrausbilder. Wir haben zwei gemeinsame Töchter, Emily, 21, steckt gerade inmitten ihrer Hebammen-Prüfungen. Marlen ist zehn und geht in Pirna zur Schule. Hinzu kommen unsere vier Pflegekinder. Louise, 25, wohnt nicht mehr bei uns. Marit, Lina und Mary sind 18, neun und vier Jahre alt. Und Opa bin ich natürlich auch schon.
Zurück zum Fußball. Wie lange standen Sie damals als Torhüter bei Dynamo unter Vertrag?
Insgesamt acht Jahre, ab 1978. Am 29. März 1986 feierte ich endlich mein Debüt. Wir verloren zwar beim BFC Dynamo mit 2:5, aber die Trainer signalisierten mir, dass ich endlich die Nummer eins bei Dynamo bin. Aber ich hatte mich in Berlin verletzt. Danach habe ich bis 1989 bei Stahl Riesa im Tor gestanden.
Für welche Vereine waren Sie dann noch aktiv?
Für Aktivist Schwarze-Pumpe, Pirna-Copitz, in Bischofswerda, für Budissa Bautzen, den DSC und Borea Dresden. Begonnen hatte alles 1973 bei Stahl Freital, später war ich dort auch als Trainer tätig. Die längste Zeit war ich aber beim Heidenauer SV. Fast elf Jahre als Trainer, Manager und Geschäftsstellenleiter.
Wann waren Sie zum letzten Mal im Sebnitzer Waldstadion?
Als Spieler nie, als Trainer oft. Zum letzten Mal mit Stahl Freital in der Saison 2014/15. Und wie erwähnt am Dienstagabend zur Vertragsunterzeichnung. Übrigens habe ich dort einen perfekten Rasenplatz und einen richtig guten Kunstrasenplatz vorgefunden. Da wird das Arbeiten Spaß machen.
Warum sind Sie damals im März 2015 schon vor dem Saisonende in Freital ausgestiegen?
Weil ich ein Angebot der BSG Chemie Leipzig bekommen hatte und danach ein Jahr bei den Leutzschern hauptamtlich als Sportchef arbeiten konnte. Vor der Zeit in Niesky habe ich dann auch eine Zeit lang die zweite Mannschaft des VfL Pirna-Copitz trainiert.
Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.