Radebeul. Als Susanne Lang an einem Freitag im Herbst 1989 in die Schule kommt, steht sie in einem halbleeren Klassenraum. Viele ihrer Mitschüler und Freunde sind nicht da, auch ein Großteil der Lehrer fehlt. Es ist der 10. November, in der Nacht zuvor wurde die Berliner Mauer geöffnet. „Ich habe da erst mitbekommen, was passiert ist“, sagt Susanne Lang. Die Hauptstadt ist nur gut 150 Kilometer entfernt von Querstedt, dem kleinen Dorf in der Nähe von Stendal in Sachsen-Anhalt, in dem sie aufwächst. Viele aus der Umgebung haben sich gleich am nächsten Morgen auf den Weg gemacht, um Berliner Westluft zu schnuppern. Die Schülerin lässt es ruhiger angehen, fährt erst am Wochenende mit einer Freundin zum Gucken in den Westen. Die Freundin kauft sich eine Jeans, sonst war der Ausflug nicht sonderlich spannend, erinnert sich Susanne Lang. „Ich war nicht so beeindruckt.“ Dass sie Ostdeutschland wenig später für viele Jahre verlassen wird, ahnt sie da noch nicht.
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