SZ +
Merken

Das Herz ans Bauhandwerk verloren

Große Eimer mit Waschpaste sind in den sieben Meter hohen Regalen aufgereiht, eine Reihe weiter warten eingepackte Waschbecken in Reih und Glied. In der Halle scheint die Sonne durch das Oberlicht auf gestapelte Stahlprofile, Winkeleisen und Doppel-T-Träger.

Teilen
Folgen

Von Christoph Scharf

Große Eimer mit Waschpaste sind in den sieben Meter hohen Regalen aufgereiht, eine Reihe weiter warten eingepackte Waschbecken in Reih und Glied. In der Halle scheint die Sonne durch das Oberlicht auf gestapelte Stahlprofile, Winkeleisen und Doppel-T-Träger. „Mit Stahlprodukten machen wir 60 Prozent unseres Umsatzes“, sagt Sören Wachsmann, Geschäftsführer der Firma „Handelshof“ in Bautzen. Vor allem Baufirmen, Metallbauer und Schlosser kaufen hier an der Niederkainaer Straße ein, wo gerade ein Gabelstapler einen Stapel Bleche ablädt.

Doch der Fachhändler im Gewerbegebiet Ost beschränkt sich nicht auf Stahlerzeugnisse. Das zweite Standbein ist das Segment Haustechnik: Klempner, Installateure oder Heizungsbauer können zum Beispiel Kupferrohre, aber auch komplette Solaranlagen kaufen. In der Abteilung Bau- und Werkzeughandel warten Türen, Tore oder Bohrmaschinen auf Kunden, Elektrozubehör gibt es ebenfalls. „Wir wollen den täglichen Bedarf für Handwerker aus einer Hand decken“, sagt der 34-Jährige. Auch wenn sich das Angebot vor allem an Gewerbekunden richtet, sind Heimwerker hier ebenfalls willkommen. Für „Endkunden“ gibt es je nach Saison auch Streusalz und Grillkohle. – Schwerpunkt sind jedoch die Stahlwaren, die im „Handelshof“ auf Kundenwünsche angepasst werden: Auf Knopfdruck biegt und schneidet ein großer Automat die Armierungseisen für Stahlbeton zurecht, lärmende Bohrer verpassen Stahlteilen gewünschte Löcher.

52 Leute sind hier im Bautzener Osten beschäftigt, acht davon sind Lehrlinge: Der „Handelshof“ bietet den praktischen Teil für angehende Betriebswirte der Berufsakademie an, außerdem bildet er Fachkräfte für Lagerlogistik und Kaufleute für Groß- und Außenhandel aus.

Diesen Beruf hat auch Sören Wachsmann gelernt. Der 34-Jährige aus Halle/Saale ist seit drei Jahren für den Standort Bautzen verantwortlich, vorher war er im Handelshof Bitterfeld tätig – der ebenfalls zur „Partner für Technik“-Gruppe mit Sitz bei Hamburg gehört. Per Abendstudium hat der Unternehmer Betriebswirtschaft studiert – dabei hatte er als Erstsemester auf Wunsch seiner Eltern mit Psychologie und Pädagogik angefangen. „Aber das war nichts für mich.“ Zwei Jahre als Helfer auf dem Bau später wusste Wachsmann, was ihn faszinierte: Das Bauwesen. Von den praktischen Erfahrungen, die er in einem Installationsbetrieb sammeln konnte, zehrt er heute noch.

Momentan geht es dem Unternehmen nicht schlecht – im vergangenen Jahr konnte „Handelshof“ zehn Prozent Umsatzzuwachs verzeichnen. „Das ist nicht wenig, aber zufrieden kann man nie sein“, sagt Wachsmann. Zumal der Geschäftsführer momentan nur eine Art „Hilfskonjunktur“ sieht – verursacht durch die bevorstehende Mehrwertsteuer-Erhöhung. „Dafür wird das erste Vierteljahr 2007 wohl kompliziert werden.“ Punkten will das Unternehmen mit seinem breiten Angebot: 20 000 Produkte stapeln sich in den Regalen, besondere Wünsche sollen am nächsten Werktag erfüllt werden. „Unsere Lastwagen tauschen nachts die Waren mit anderen Standorten der Region aus.“ Nachts muss Sören Wachsmann nicht arbeiten – aber elf Stunden am Tag können es sein. Da beschränkt sich die Freizeit aufs Wochenende: Dann fährt der Unternehmer zu seiner Familie, die noch in Torgau wohnt. Dort wartet seine dreijährige Tochter auf ihn. Ausgleich zum Beruf findet er an der Tischtennisplatte oder im Dresdener Harbig-Stadion: Sören Wachsmann ist Dynamo-Fan.