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"Das ist Diskriminierung!"

Am Sonntag rollen Hunderte Motorradfahrer durch Dresden und demonstrieren gegen Fahrverbote. Einer von ihnen erklärt, warum.

Von Nadja Laske
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Klaus-Dieter Lindeck, Chapter-Vorstand im Dresdner Harley Davidson Club "Dresden Chapter Germany Harley Owners Group", auf seiner Harley.
Klaus-Dieter Lindeck, Chapter-Vorstand im Dresdner Harley Davidson Club "Dresden Chapter Germany Harley Owners Group", auf seiner Harley. © dpa-Zentralbild

Dresden. Schon als Jugendlicher hat sich Klaus-Dieter Lindeck für Motorräder begeistert. Damals sollten sie noch laut und schnell sein. Heute ist der Unternehemensberater und Kulturlogistiker leidenschaftlicher Harley-Fahrer und liebt es, gemächlich über Land zu tuckern. Zu den drohenden Fahrverboten hat er eine klare Meinung. SZ sprach mit dem Mitveranstalter der Biker-Demo über Lärmpegel, Gesetze und schwarze Schafe.

Herr Lindeck, wie große ist denn die Bedrohung der Biker durch Fahrverbote wirklich?

Am 15. Mai hat der Bundesrat ein entsprechendes Themenpapier an die Bundesregierung gegeben, in dem es unter anderem um die Forderung geht, aus Lärmschutzgründen das Motorradfahren an Wochenenden und Feiertagen zu verbieten. Die Initiative dazu hatte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident, Armin Laschet, ergriffen.

Weil sich Bürger massiv in ihrer Ruhe gestört fühlen - durch zu großen Motorenlärm. Können Sie das verstehen?

Ich selbst erschrecke, wenn in der Stadt ein Motorradfahrer mit 90 Sachen angerast kommt. Und ich weiß auch, dass es Leute gibt, die so an ihren Maschinen herumschrauben, dass sie entschieden zu laut sind. Aber das ist verboten, dafür gibt es Gesetze. Die müssen durchgesetzt werden.

Es sind also nur ein wenige Unverbesserliche, die den Lärm verursachen?

Tatsächlich sehe ich diese Fahrer als schwarze Schafe, die eine ganze Gemeinschaft in Misskredit bringen. Motorengeräusche bis zu einer Höhe von 98 Dezibel sind meines Wissens erlaubt. Wenn eine Sportmaschine mit 115 Dezibel aufheult, ist das nicht in Ordnung. Solche Typen muss die Polizei aus dem Verkehr ziehen. Nochmal: Es gibt bereits Gesetze. Wozu dann weitere Verbote?

Zum Vergleich: Rund 90 Dezibel entsprechen der Lautstärke eines Kammerkonzertes oder des Knallens einer Tür. Von welcher Art Lärm fühlen Sie sich gestört?

Wenn morgens, sieben Uhr der Hausmeister nebenan den Rasentraktor anwirft, finde ich das schon unangenehm. Aber Herr Laschet verlangt eine Begrenzung der Motorenlautstärke auf 80 Dezibel. So laut ist ein ganz normaler Rasenmäher. 

Der ist an Sonn- und Feiertagen auch verboten. Wie können denn aus Ihrer Sicht das Ruhebedürfnis der einen und der Fahrspaß der anderen zusammengehen?

Wenn jemand sein Häuschen direkt an einer Ausflugsstrecke hat, muss es dort eben Geschwindigkeitsbeschränkungen geben, und deren Einhaltung muss auch kontrolliert werden. Was nicht geht ist: Eine ganze Menschengruppe und Branche zu verteufeln. Das ist Diskriminierung.

Wie weit würde ein Fahrverbot greifen? 

Es geht hier nicht nur um den Fahrspaß von ein paar wenigen. In Deutschland sind rund vier Millionen Motorräder angemeldet. Da kann man von acht Millionen Betroffenen ausgehen. Das Gros von ihnen fährt hauptsächlich in der Freizeit Motorrad, aber ein Drittel nutzt das Motorrad auch für den Weg zur Arbeit - auch an Wochenenden. Von Fahrverboten mitbetroffen wären außerdem Ausflugslokale wie Landgasthöfe und Pensionen, Tankstellen, Werkstätten, Motorradhändler, Sattlereien, Handwerksbetriebe  und so weiter. Wer kauft sich noch ein Motorrad, wenn er nicht fahren darf, sobald er Zeit dafür hat: an Wochenenden und Feiertagen? Und was würde aus den vielen karitativen Veranstaltungen, die Motorradclubs seit Jahren ausrichten? Motorradausfahrten für Heimkinder zum Beispiel. 

Was geben Sie den Bikern zur Demo am Sonntag mit auf den Weg?

Es gibt klare Regeln: Niemand überholt, keiner erlaubt sich irgendwelche Stunts, alle verhalten sich so, dass sich andere Leute nicht gestört fühlen. Erfahrungsgemäß aber freuen sich die Menschen, wenn sie tolle Motorräder zu sehen bekommen, und auch blubbernde Motoren finden viele klasse.

Die rollende Biker-Demo startet am Sonntag, 11 Uhr, an der Rinne im Ostragehege, führt durch die Innenstadt, übers Terrassenufer, das Blaue Wunder, die Bautzner Straße, die Waldschlösschenbrücke, die Fetscherstraße und über die Wilsdruffer Straße zurück zum Ostragehege. 

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