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Das Kletterjahr 1905 hatte es in sich

Im Elbsandsteingebirge warten in diesem Jahr38 Klettergipfel aufdie Jubiläumsbesteigung.

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Von Heinz Gliniorz

Im Rahmen der 100. Wiederkehr der Erstbesteigung von freistehenden Sandsteinfelsen in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz sind die Vorbereitungen zu den Jubiläumsfeiern in vollem Gange.

Zahlreiche Touristenvereinigungen und Kletterklubs, aber auch Münchner Sachsen haben sich den einen oder anderen Jubiläumsaufstieg an einem der 38 in Frage kommenden Gipfel bereits im Tourenplan 2005 vorgemerkt.

Damit sich auch die Leser auf den Jubiläumstag einstellen können, wird mit kurzen Beiträgen rechtzeitig auf das jeweilige Ereignis aufmerksam gemacht.

Türkenkopf

Es war der vorletzte Mittwoch im Monat März 1905, als der 20-jährige Johannes Klitzsch vom Klub „Mönchsteiner 1898“ Pirna mit seinen Seilgefährten Habicht und Wüstner in Rathen einen Aufstieg zum Gipfel eines bis dahin unberührten Türkenkopf führte.

Im selben Jahr stand Bergsteiger Klitzsch bereits am Neujahrstag auf dem Klubgipfel Mönchstein. Es folgten weitere Aufstiege, u. a. auf den Falkenstein, Brosinnadel, Goldstein und Herkulessäule sowie Spannagelturm, die er im Jahre 1905 in das Tourenbuch seines Klubs eintragen konnte. Johannes Klitzsch führte am 18. Juni vor 100 Jahren auch die erste Dame auf den Gipfel vom mächtigen Bloßstock in den Affensteinen.

Mit ihrem Bergkameraden Johannes Kühn standen Klitzsch und Habicht als 4. Seilschaft auf dem Gipfel der weltberühmten und im September 1905 von Rudolf Fehrmann und dem in Dresden studierenden und später als Kaufmann agierenden Amerikaner Oliver Perry-Smith erstbestiegenen Barbarine.

Und am letzten Tag seines erfolgreichen Kletterjahres 1905 reichte der spätere Regierungsoberinspektor Johannes Klitzsch seinen „Mönchen“ Andrich, Simon und Wüstner auf dem vereisten Klubgipfel die Hand zum Jahreswechsel.

Hirschgrundturm

Bei der Erwähnung der Erstbesteigung des Vorderen Hirschgrundturms im ersten autorisierten Kletterführer wird gesagt, dass es sich bei diesem Felsen um einen kleinen Turm handelt und Rudolf Fehrmann am 29. März 1905 den Gipfelerfolg für sich verbuchen konnte.

Für Rudolf Fehrmann, der am 22. Juni 1886 auf der Überfahrt nach Amerika auf einem Linienschiff geboren wurde, war dieser Soloaufstieg der Auftakt für weitere Klettererfolge im Jahre 1905 in der Sächsischen Schweiz. Im April stand er als erster Bergsteiger auf dem Gipfel Eule und Schwedenturm, im Juni auf dem Zwergfels und am 2. August auf dem Gipfel Großer Wehlturm. Weit über die Grenzen des Elbsandsteingebirges wurde Fehrmann mit seinen Erstbesteigungen vor 100 Jahren auf die Klettergipfel Vexierturm, Höllenhund und Raaber Turm bei Rathen und der Barbarine am Pfaffenstein bekannt. Rudolf Fehrmann, der später als Rechtsanwalt und vielbeschäftigter Funktionär aktiv für die Interessen der Bergsteiger eintrat, war gleichzeitig Autor des noch heute als Heiligtum bezeichneten „Führer durch die Kletterfelsen des Elbsandsteingebirges“ aus dem Jahre 1908.