Von Jörg Stock
„Es ist schon etwas eigenartig, wenn man beschließt, sein Eigentum auch weiterhin besitzen zu wollen“, kommentierte Pretzschendorfs Bürgermeisterin Kerstin Winkler das „ja“ ihrer Gemeinderäte zum örtlichen Kulturhaus. Das Gebäude bleibt also weiterhin Eigentum der Kommune. Unklar ist hingegen noch immer, wie man es künftig nutzen will. Nur eines scheint sicher: Einen Pächter für das Haus im klassischen Sinne wird es nicht mehr geben.
Besseres Ambiente soll
mehr Nutzer anlocken
„Ein Gastwirt kann die Pacht an diesem Fleck nicht mehr erwirtschaften“, orakelt die Bürgermeisterin. Die Vergangenheit gibt ihr Recht – hintereinander warfen zwei Betreiber das Handtuch. Seit 2001 müssen die gelegentlichen Nutzer, meist die ortsansässigen Vereine, selbst sehen, wie sie in dem Haus über die Runden kommen, besonders was die Verpflegung betrifft. Um mehr Nutzer anzuziehen, hält die Gemeindechefin einen Umbau des Hauses für unumgänglich. „Wenn das Ambiente stimmt, dann kann hier jedes Wochenende was los sein“, ist sie sicher.
Potenzial für Veränderung bietet das Haus zur Genüge. Aus der ehemaligen Pächterwohnung im Obergeschoss könnten gemütliche Vereinsräume entstehen. Eine Teeküche sollte genügen, um kleine Snacks zuzubereiten oder gelieferte Verpflegung servierfertig zu machen. Auch die Küche im Erdgeschoss, die ohnehin für immer kalt bleiben wird, bietet Platzreserven.
Die Gemeindeverwaltung will jetzt mit sämtlichen Vereinen des Ortes, aber auch mit den Gewerbetreibenden und Bürgern, Ideen für einen Neuanfang im Kulturhaus sammeln.
Wichtigster Partner der Verwaltung sollte die Kultur- und Marktvereinigung von Pretzschendorf sein. Unter ihrem Dach haben sich Karnevalisten, Sportler, Reiter, Feuerwehrmusikanten, Chorsänger und andere zusammengetan, um für den Erhalt des Kulturlebens in der Gemeinde zu sorgen. Die Marktvereinigung war auch als Betreiber des Kulturhauses immer wieder im Gespräch. Ihr Chef Ulrich Engelbrecht tritt allen Gerüchten entgegen. „Bis jetzt gibt es keinerlei Konzepte“, sagt er. Erst im Herbst rechnet Engelbrecht mit klaren Vorstellungen. „Jetzt muss erst mal das Dach gedeckt werden.“
Auch darüber haben die Gemeinderäte eine Entscheidung getroffen. Das neue Dach wird sich der Form nach nicht vom gewohnten Bild unterscheiden. Eine leichte Metalleindeckung soll es werden, die optisch auch als normale Ziegeleindeckung durchgehen könnte.
Das neue Dach soll gleich auf die alte Dachhaut aufgesetzt werden, „das spart uns im Abrissbereich Kosten“, sagt Bürgermeisterin Winkler. Zwar seien auch Dachvarianten mit Gaupen und Lichtbändern diskutiert worden zur besseren Beleuchtung der Galerie. „Aber die meisten Veranstaltungen sind sowieso erst abends, wenn wir ohnehin Licht machen müssen“, erklärt Winkler. Außerdem seien Aufwand und Kosten für diese Lösungen deutlich höher gewesen.
Mehrausgaben für Dämmung und Lüftung Seit dem Jahr 2000 liegen gut 94 000 Euro Fördergelder für die Dachsanierung bereit. Da jetzt auch noch Dämmung und Entlüftung eingebaut werden soll, wird das Projekt um 53 500 Euro teurer. Die Gemeinde hofft, dass 75 Prozent dieser Summe vom Amt für Ländliche Neuordnung in Kamenz geschultert werden. Was übrig bleibt, so versichert die Bürgermeisterin, ist durch Haushaltsreste aus vergangenen Jahren gedeckt.
Der Baubeginn hängt nun vom Fördermittelbescheid aus Kamenz ab und Kerstin Winkler tut sich schwer mit einer Prognose, wann dieser eintrifft. „Man kann ein Dach auch noch im September decken“, sagt sie.