Von Marco Mach
PDS-Stadtrat Tilo Kloß machte den Anfang, viele andere folgten – und fächelten sich mit der roten Abstimmungskarte Wind ins Gesicht. NPD-Rat Egon Weihs war dort schon so rot angelaufen wie die Karte. Ohne Zweifel, es war heiß zur Stadtratssitzung am Dienstagabend im Ratssaal.
Auch Bürgermeister Eckhard Lang (CDU) versuchte durch stetiges Ziehen am Hemdausschnitt, Luft zu erhaschen. Doch gerade er kochte nicht nur äußerlich, sondern mit der Zeit auch innerlich, und zwar so sehr, dass er am Ende um 22 Uhr den Saal mit den Worten verließ: „Ich stehe für keinen mehr zur Verfügung.“ Selbst gestern noch war er nicht erreichbar.
Dabei stand das, was ihn erzürnte, ziemlich weit vorn auf der Tagesordnung. Was war passiert? Lang ist Chef der Kultur- und Tourismusgesellschaft, die die neue Mehrzweckhalle am Copitzer Herdergymnasium betreibt und der Leipziger Agentur Simons & Schreiber den Auftrag gegeben hatte, einen Namen und ein Logo zu erarbeiten. Am Dienstag im Rat wurden sie vorgestellt. Doch anstatt das „Kulturmodul“, so soll das Ganze heißen, zu loben, verrissen es die Stadträte fraktionsübergreifend. „Das Wort ist schwer zu schreiben und schwer zu sprechen. Es ist ein Un-, ein Kunstwort, das nie ins Volk eingeht“, sagte Peter Schwerg (CDU) und brachte als Fraktionsvorschlag „Herder-Halle“ ein.
Claus Hering (Freie Wähler) sah schon Pirnaer den Satz sagen: „Wir gehen heute ins Kuddelmuddel.“ Günter Dietrich (SPD) bezeichnete das Kulturmodul schlicht als „Missgriff“. Da nützten auch die Überzeugungsversuche von Lang und den beiden anwesenden Agentur-Vertretern nicht viel. Ihr Hauptargument: Die Halle müsse vermarktet werden, und provokante, ungewöhnliche, einmalige Namen verkauften sich überregional einfach besser als zum Beispiel „Stadthalle“. „Die Diskussion zeigt ja – der Name rüttelt auf“, sagte Axel Kores von der Agentur, der zuvor die Ideen hinter dem Logo vorstellte. Im Namen soll der kulturelle Anspruch auf ein breitgefächertes Veranstaltungsangebot Ausdruck finden. Andererseits stehe „Modul“ für Teil eines Ganzen. Das „Kulturmodul“ sei somit ein Teil des städtischen Kulturangebotes. Die grafischen Elemente (siehe Logo) sind laut Kores aus der Hallenarchitektur (Foyer und Runddach) abgeleitet. Auch die Farben blau und rot fänden sich in der architektonischen Gestaltung wieder.
Letztlich verwiesen die Stadträte nach CDU-Antrag die Namensfindung in den Ausschuss für Ordnungs-, Kultur- und Bürgerangelegenheiten, der am 25. Juli tagt. Bis dahin hofft die Kulturgesellschaft auf Vorschläge der Fraktionen, aber auch der Bürger. Solche können seit gestern zum Beispiel unter www.pirna.de abgegeben werden. Eins steht jedoch fest: Die Zeit drängt. Denn die offizielle Einweihung der Halle soll am 15. September sein. Das Ganze bleibt wohl eine heiße Geschichte.
Jetzt sind Sie, liebe Leser, dran: Wie soll Ihrer Meinung nach die Mehrzweckhalle heißen? Ihre Vorschläge schicken Sie bitte mit einer kurzen Begründung an die SZ-Lokalredaktion Pirna, Schössergasse 3, 01796 Pirna, oder per Mail an [email protected]