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Das Lebenswerk des verstorbenen Pfarrers

Eine späte Ehrung besonderer Art erfuhr der am 26. April 2001 verstorbene Pfarrer Hennerjürgen Havenstein. Dieser Tage erfüllte sich gewissermaßen ein bedeutendes Stück seines Lebenswerkes. Im Gewandhaus des Ortes wurde die Chronik des Kirchspiels Daubitz vorgestellt, an der Havenstein den Hauptanteil trägt.

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Der Einladung des Heimatvereins zur Präsentation des Buches waren etwa 30 Bürger gefolgt. Für Frau Havenstein war dieser Abend ein bewegendes Ereignis. Vor einem Jahr, zum ersten Todestag ihres Mannes am 26. April, war ihr die Urfassung der Chronik mit dem Titel „Vom Kirchspiel Daubitz zur Einheitsgemeinde Rietschen“ überreicht worden. Dieses Buch ist ein Unikat, es trägt die Nummer Null. Nun hielt sie die erste überarbeitete Fassung des Werkes in der Hand, die an diesem Tag erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und gekauft werden kann.

Um die Herausgabe des Buches machten sich vier Personen besonders verdient: Hennerjürgen Havenstein, Lothar Bienst, Klaus Herzog und Wilfried Kielwagen. Havenstein kommt das große Verdienst zu, die eigentliche Chronik geschaffen zu haben. Er konnte beispielsweise aus seinem umfangreichen Wissensschatz als früherer Betreuer der Heimatstube Daubitz, des jetzigen Schulmuseums, schöpfen, griff auf alte Kirchenbücher und vielfältige weitere Literatur zurück. Es kam eine 80-seitige Ausgabe heraus, die Klaus Herzog bei der inhaltlichen Erläuterung des Werkes als die „Krone der Chronik“ bezeichnete.

Das Buch gehe nämlich weit über das hinaus, was hier bereits an heimatlicher Literatur vorliege, wie es hieß. Demnächst soll ein weiteres Kapitel eingefügt werden, dass sich mit landschaftlichen Gegebenheiten beschäftigt. Weil alles in Handarbeit gedruckt wird und der Bedarf sich nach der Anzahl der vorliegenden Bestellungen richtet, sind solche Veränderungen der Chronik möglich.

Als Klaus Herzog Passagen aus der Chronik vorlas, erfuhren die Daubitzer viele interessante Details, auch solche, die ihnen weniger geläufig waren bzw. die sie in dieser Form überhaupt noch nicht gehört hatten. Dabei konnte über manche Textstelle auch geschmunzelt werden. Von wegen trockener Geschichtsabriss!

Da war beispielsweise im Kapitel Sagen die Rede von dem unterirdischen Gang, der vom Rietschener Gutshaus zu dem in Daubitz geführt haben soll. Er wurde genutzt – will man dem Buch Glauben schenken – um geplünderte Ware, untertauchen zu lassen. Auch eine Stilblüte von Hennerjürgen Havenstein gab Lothar Bienst zum Besten.

Der Leser findet auch eine chronologische Reihenfolge der Herrschaftsgeschlechter, die Namen aller Lehrer und Pfarrer. Auch über längst verschwundene Ortsteile wie Tränke wird berichtet, das Anfang der 60-er Jahre dem TÜP weichen musste. Die leer stehenden Häuser dienten als Defa-Filmkulisse für „Die Abenteuer des Werner Holt“. (GEM/SZ)