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Das Ostragehege ist für Interessenten zu teuer

Bei Dynamo Dresden ist eine Einigung in Sicht. Andere Objekte sind Ladenhüter.

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© Grafik: SZ

Von Juliane Richter

Ideen gab es für das Ostragehege und seine historischen Erlweinbauten schon viele. Ein Investor wollte mit einem Fünf-Sterne-Hotel in den Schweinedom einziehen, ein anderer wollte einen kleinen Vergnügungspark entwickeln. Und selbst von einer Skihalle war schon die Rede. Gescheitert ist die Umsetzung häufig am Preis für die Grundstücke und Gebäude.

Diese liegen laut Steffen Jäckel für die bebaubaren Flächen bei 100 bis 120 Euro je Quadratmeter. Jäckel ist Prokurist beim städtischen Unternehmen Stesad, das die Flächen für den Besitzer verwaltet und vermarktet. Dieser ist ebenfalls eine Stadttochter: die DGI Gesellschaft für Immobilienwirtschaft. Seit 2009 hat sie mehr als eine Million Euro in das teils verwilderte Gelände investiert, um es betretbar zu machen. Laut Jäckel wurden Gebäude mit zu schlechter Bausubstanz abgerissen und tonnenweise Altlasten entsorgt.

Trainingsgelände ohne Fettschmelze

Die noch bestehenden Gebäude, allen voran der Schweinedom, die Fettschmelze, der Amtsschlachthof und die von der Ostrale genutzten Futterställe sollen erhalten bleiben. Weil die vom Stadtbaurat Hans Erlwein um 1900 entworfenen Gebäude unter Denkmalschutz stehen, werden die Sanierungen teuer.

Fußballverein Dynamo Dresden, derzeit größter Interessent für eine Fläche, hat deshalb seine Pläne im Ostragehege überdacht. Schon seit Jahren sucht der Verein ein neues Trainingsgelände. Die bisherigen Plätze im Großen Garten muss Dynamo bis Juni 2018 räumen. Im Ostragehege, in unmittelbarer Nähe zur Nachwuchs-Akademie, dem Sportgymnasium und den weiteren Sportanlagen, wäre eine Fläche vorhanden. Diese grenzt an die ehemalige Fettschmelze, die der Verein einst mit übernehmen wollte. Darin sollten Umkleiden und auch Physiotherapieräume entstehen. Von diesem Gedanken hat sich Geschäftsführer Robert Schäfer aber längst verabschiedet: „Das müsste man denkmalgerecht sanieren. Aber wenn man in so einem Gebäude eine Wand aufmacht, explodieren schnell die Kosten“, sagt er.

Am Trainingsgelände selbst will Schäfer aber festhalten, auch weil es innerstädtisch keine vergleichbare Fläche gibt. Rund 40 000 Quadratmeter könnte Dynamo nutzen und darauf bis zu vier Trainingsplätze unterbringen – falls sich der Verein mit der Stesad und der DGI einigt. Als Kaufpreis wird ein Millionenbetrag fällig. Weil der Verein aber dauerhaft bemüht ist, seine Schulden abzubauen, will Schäfer keine neuen Kredite für das Trainingsgelände aufnehmen. Ihm wäre ein Erbpachtvertrag oder eine Miete lieber.

Stesad-Prokurist Jäckel sieht gerade für den Erbpachtvertrag gute Chancen – wobei auch da noch die finanziellen Vorstellungen auseinandergehen. Während die Stesad bei diesem Konstrukt jährlich zwischen drei bis fünf Prozent des Kaufpreises als Pacht verlangen würde, geht Robert Schäfer von ein bis zwei Prozent aus. Steffen Jäckel ist dennoch zuversichtlich, dass eine Einigung mit Dynamo zustande kommt. Die Bereitschaft vonseiten der DGI sei da. Wenn Dynamo investiert, rechnet Schäfer pro Trainingsplatz mit Baukosten von bis zu 750 000 Euro. Mannschaftstrakt und Physioräume könnten in einem Containerbau entstehen. Ein Vertrag sollte seiner Meinung nach zudem ermöglichen, dass Dynamo das Gelände zu einem späteren Zeitpunkt trotzdem noch kaufen kann.

Dass es im Ostragehege immer wieder Diskussionen über Preisvorstellungen gibt, hat laut Jäckel mit den Anforderungen des Besitzers DGI zu tun. Dieser will die Beträge aus dem früheren Erwerb der Grundstücke wieder einspielen. Als städtische Gesellschaft dürfe sie diese nicht unterschreiten, um nicht in wirtschaftliche Schieflage zu geraten. Einige Fraktionen des Stadtrats halten das für eine zu eingeschränkte Sichtweise. Vertreter von Linken, CDU und SPD arbeiten deshalb an einem gemeinsamen Antrag, den sie nach der Sommerpause einreichen wollen. Laut SPD-Stadtrat Thomas Blümel habe die DGI zu lange versucht, maximale Gewinne aus dem Grundstücksverkauf zu erzielen. „Wir müssen überlegen, ob wir mit dem Ostragelände möglichst viel Geld erwirtschaften oder dort eine Entwicklung voranbringen wollen“, sagt Blümel. CDU-Stadtrat Peter Krüger will besonders die Ostrale finanziell unterstützen (die SZ berichtete). Und Linken-Stadträtin Jacqueline Muth hofft auf weitere Flächen für Ateliers und die Kreativwirtschaft. Alle drei sind sich einig, dass dafür ein großes Gesamtkonzept zum Ostragehege auf den Weg gebracht werden muss. Ansonsten befürchten sie Stillstand.

Große Konzerne bei Meinel & Zweig

Diesem Gedanken will Stesad-Prokurist Steffen Jäckel nicht ganz folgen. In seinen Augen hat sich das Ostragehege bereits gut entwickelt, auch dank der Messe, der Straßenbahnanbindung und dem noch relativ jungen Ostrapark der Veranstalter Mirco Meinel und Florian Zweig. Beide haben nach eigenen Aussagen bisher rund zehn Millionen Euro in die ehemalige Rinderhalle, den Schafstall und zuletzt die Schweinehalle investiert. Die Eventflächen haben in den vergangenen Monaten große Konzerne wie BMW, DHL, Ergo, die Deutsche Bank oder die Sparkasse genutzt. Meinel ist mit dem Engagement rundum zufrieden.

Nur die restlichen historischen Gebäude stehen weiter leer. Der Schweinedom sei wegen seiner Baustruktur laut Steffen Jäckel besonders schwer zu verkaufen. Für die Fettschmelze und den Amtsschlachthof gebe es gerade wieder Interessenten.