Das Problem mit den „alten Buden“

Waldheim/Ortsteile. Früher war der Konsum ein beliebter Treffpunkt für die Bewohner von Reinsdorf. Dort konnten sie nicht nur ihre Einkäufe erledigen, sondern auch das eine oder andere Schwätzchen halten. Jetzt ist das Gebäude nur noch ein Schandfleck. Es verfällt immer mehr. Der Eigentümer des Privatgrundstückes ist nicht auffindbar.
Den Reinsdorfern ist das schon lange ein Dorn im Auge. Ihrem Ärger machten sie während der Einwohnerversammlung Luft. „Das Haus ist baufällig. Die Fenster sind kaputt und es gibt keine Sicherung“, sagte ein Anwohner. Das sei nicht nur gefährlich für die Kinder, die das Terrain als Abenteuer-Spielplatz entdecken könnten. „Dort tummeln sich in letzter Zeit auch schon mehrere Waschbären“, hieß es. Ob nicht wenigstens eine Sicherung des Gebäudes möglich sei, wollten sie von Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) wissen.
Das Stadtoberhaupt konnte den Einwohnern wenig Hoffnung machen, dass sich an dem Zustand schnell etwas ändert. „Wenn man an den Eigentümer nicht rankommt, hat man ein Problem“, sagte Ernst. Das sei noch größer, wenn von dem betroffenen Grundstück keine Gefährdung für den öffentlichen Verkehrsraum ausgehe, denn dann gebe es keine Handhabe, von behördlicher Seite zu reagieren.
Steffen Ernst nannte als Beispiel die alte Fleischerei an der Bahnhofstraße 25 in Waldheim, die vor kurzem abgerissen worden ist. „Das war dort nur möglich, weil von dem Haus eine Gefahr für Fußgänger und Autofahrer ausging“, erklärte er. Das verfallene Hintergebäude bleibe aber stehen und biete keinen schönen Anblick. So etwas ärgere ihn auch. Weil das Hintergebäude den öffentlichen Raum nicht gefährde, gebe es für Abrissarbeiten dort kein Geld.

In der Einwohnerversammlung in Gebersbach sprach eine Anwohnerin diesbezüglich das alte Gemeindeamt in Knobelsdorf an. „Dort liegen jede Menge Müllhaufen, die Türen stehen offen, und das Gebäude wird langsam zur Rattenburg“, sagte sie. Wie Christin Rost, Leiterin des Ordnungsamtes, mitteilte, sei das Problem bekannt und der Eigentümer informiert.
Mit dem Grundstücksbesitzer eines ehemaligen Gutes an der Verbindungsstraße zwischen Otzdorf und Rudelsdorf will die Kommune ebenfalls noch einmal Kontakt aufnehmen. Im vergangenen Jahr musste das Gut wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Das hat der Eigentümer auch machen lassen. Aber immer noch liegt das Abrissmaterial auf dem gesamten Grundstück verteilt. „Mittlerweile kommt immer mehr Müll hinzu“, beklagen die Anwohner der benachbarten Grundstücke.
Als Kreisrat weiß der Bürgermeister, warum es schwierig ist, gegen verfallene Häuser vorzugehen. Insgesamt stünden für den gesamten Landkreis Mittelsachsen rund 800.000 Euro pro Jahr für sogenannte Ersatzvornahmen zur Verfügung. Das sind Abrisse oder Sicherungsmaßnahmen an Gebäuden, deren Eigentümer nicht auffindbar sind oder die den Mangel auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht beseitigen. Ist ein Kontakt vorhanden, können die Arbeiten dem Eigentümer in Rechnung gestellt werden.
Bei einem Abriss wie am Beispiel der Fleischerei an der Bahnhofstraße kämen schnell 250.000 bis 300.000 Euro zusammen. „Da kann man sich ausrechnen, wie viele derartige Maßnahmen in einem Jahr realisiert werden können.“
In Waldheim gebe es noch viele andere Gebäude, bei denen es ähnlich schlimm aussehe. „Ich denke da zum Beispiel an die alte Molkerei in der Härtelstraße oder den Gasthof Waldheim-Richzenhain, besser bekannt als GaWaRi“, so Ernst.
Jährlich kämen neue Objekte hinzu. „Der Stadtrat würde da sehr gerne etwas dagegen unternehmen. Aber dann müssen wir uns auch fragen, welche Straße wir im Gegenzug nicht bauen können oder wo wir bei der Sanierung der Schule sparen“, sagte der Bürgermeister.
Derzeit sei die Stadtverwaltung dabei, eine Liste zu erarbeiten, in die Häuser aufgenommen werden, um die sich niemand kümmert. „Am Schlimmsten ist es, wenn ein Gebäude herrenlos gemeldet wird“, sagte Ernst. Denn dann gebe es so gut wie keine Möglichkeit mehr, an Geld für den Abriss oder die Sicherung zu kommen.