Von Ina Förster
Thomas Hensel ist wieder einmal in seiner kleinen Sternwarte. Und zwar im heimatlichen Garten der Eltern in Bischheim. Seitdem er in Dresden studiert, bleibt leider wenig Zeit für sein Hobby. „Das ist schon schade. Aber an den Wochenenden geht es los“, sagt der 20-Jährige. Gerade steht der Saturn so günstig! Doch das Studium geht vor. Natürlich musste es Physik sein. Der ehemalige Lessingschüler hat sich schon immer dafür begeistert. Vor allem für die Astro-Strecke. „Die kommt aber erst später dran. Erst einmal das Grundstudium schaffen, dann den entsprechenden Master“, sagt er.
Man nimmt es ihm sofort ab, dass es glücken könnte. Letztes Jahr machte er sein Abi in Kamenz mit einem super Durchschnitt von 1,1. Und er ist ein regionales Astro-Genie. Bereits einige hochrangige Wettbewerbe hat er für sich entschieden, wie den Bundeswettbewerb für Astronomie. Von dem Sieger-Geld hat er sich natürlich Technik für die Sternwarte gekauft. Das Hobby kostet schließlich nicht nur Zeit. Doch es lohnt sich. Der Bischheimer ist außerdem jüngstes Mitglied im Astronomischen Verein Hoyerswerda, fährt deutschlandweit zu Teleskoptreffen, baut sich alle Geräte allein zusammen und lädt sogar Gäste zu sich in die Sternwarte.
Preise bei „Jugend forscht“
Vor kurzem trat Thomas Hensel nun bei „Jugend forscht“ an. Beim Regionalausscheid holte er sich mit seinem Projekt den ersten Preis, beim Landeswettbewerb langte es immerhin für einen Zweiten. Dabei ging es um eine radioastronomische Langzeituntersuchung der Sonnenaktivität. Sehr spannend für die Fachwelt! Und hier kommt der Kamenzer Olaf Böttcher ins Spiel. Die beiden Männer trennen zwar altersmäßig ganze 45 Jahre, aber in ihrer gemeinsamen Leidenschaft für die Astro-Forschung gehen beide gleich auf. Den Kamenzer kennt man eigentlich als Inhaber des Rundfunk-Geschäftes am Markt. Schon als Junge tüftelte er gern. Dass er etliche Patente besitzt, weiß man mittlerweile. Ein großes Steckenpferd ist zum Beispiel die Entwicklung von speziellen Messgeräten für den Wasserskisport. Und in den letzten Jahren immer mehr die Astro-Physik. Auch deshalb betreut Olaf Böttcher entsprechende Projekte am Lessing-Gymnasium. So auch die Studie mit Thomas Hensel.
Diese startete 2013, als der junge Bischheimer noch in Kamenz lernte. Insgesamt beobachtete er über ein Jahr die Aktivität der Sonne in einem bestimmten Frequenzbereich. Die Theorie, dass deren Energieausbrüche einem bestimmten Zyklus unterliegen, sollte bewiesen werden. Diese hatte Olaf Böttcher bereits viele Jahre vorher aufgestellt. Bereits 2002 äußerte er bei ähnlichen Messungen die Vermutung, dass die Ausbrüche in einem Zyklus von etwa 22,4 Tagen (siderisch) auftreten. „Ich wollte eigentlich einen ganz anderen Effekt erforschen und stieß durch Zufall und bei der genauen Betrachtung meiner Messwerte auf diese Regelmäßigkeiten“, erzählt er. „Ich dachte mir sofort: Hier steckt doch ein typischer Zyklus dahinter!“
Und das hatte bislang noch keiner so gesehen! „Viele Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Energie der Sonne, aber wir wollten genau auf diesem noch unerforschten Gebiet und in diesem Frequenzbereich ansetzen“, so der 65-Jährige. Zwei andere Gymnasiasten fertigten bereits 2005 unter Böttchers Anleitung ähnliche Beobachtungen der Sonnenaktivität im Radiobereich an, die diese These schon damals untermauerten. Thomas Hensel legte nun aktuell nach. Und bestätigte Böttchers Vermutung. Das Radioteleskop baute er sich natürlich wieder aus handelsüblichen Gerätschaften selber zusammen, auch die Auswertungen verfolgt er selbstständig. „Ein guter Mann“, lobt Böttcher. „Insgesamt kann man schlussfolgern, dass der Zyklus von 23,915 synodischen Tagen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit existiert. Eine Erklärung für diesen Zyklus, der interessanterweise in der Größenordnung der Rotationsdauer der Sonne liegt, gibt es bisher nicht“, schreibt der 20-Jährige in seiner Präsentation.
Schon deshalb geht die Forschung der beiden Hobby-Astrophysiker nun weiter. „Wir arbeiten jetzt parallel. Ich habe mir in Kamenz auch ein Radioteleskop aufgebaut und wir werden unsere Beobachtungen von Zeit zu Zeit vergleichen, auswerten und damit hoffentlich meine These fundieren“, sagt Olaf Böttcher. Auch ein Fachmagazin hat bereits Interesse angemeldet. Klappern gehört zum Geschäft – auch bei Wissenschaftlern …