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Das Risiko hat sich gelohnt

Heeselicht. Die Haufes führen ein Unternehmen mit Tradition. Aber die Hände können die Wirtsleute deshalb nicht in den Schoß legen.

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Von Anja Weber

Das Heeselichter Landhotel „Zum Erbgericht“ wird von Karsten Haufe in dritter Generation geführt. Am 7. Oktober 1992 hat er die Regie übernommen. Vater Konrad hilft zwar noch etwas mit. Aber am Herd steht er inzwischen nicht mehr. Der Gastwirt ist im wohlverdienten Ruhestand. Hinter Konrad und Gisela Haufe liegen 50 Jahre, die sie zwischen Herd und Tresen verbracht haben.

Karsten Haufe und seine Frau Silke haben lange überlegt, ob sie die Geschäfte übernehmen. Das Risiko ist hoch, da waren sich die Haufes sicher. „Wir wussten, dass wir eine Menge investieren müssen. Das Objekt war zwar gut in Schuss, entsprach aber eben nicht mehr den Anforderungen“, sagt Karsten Haufe. Denn schon damals war ihm klar, wenn er Gäste in sein Haus holen will, geht es nicht mehr mit DDR-Nostalgie. Lange versuchten die Haufes, einen Kredit für den Umbau zu bekommen. „Das war nicht einfach. Viele Objekte sind nach der Wende gefloppt. Die Banken waren vorsichtig“, erinnert sich Silke Haufe. Letztlich bekamen sie aber doch den Kredit und Jahr für Jahr wurde nun im Erbgericht gebaut. Zuerst waren die zwölf Fremdenzimmer dran. Die seien das A und O, damit überhaupt Touristen kämen. Deswegen mussten die zuerst auf Vordermann gebracht werden. Außerdem wurde eine separate Bauernstube eingerichtet. Im Jahr 1995 erhielten Dach und Fassade eine Verschönerungskur, die Kegelbahn wurde modernisiert. 1997 war dann die Küche dran. Am 28. April 2007 konnten sie die letzten Umbauten abschließen.

Haus komplett umgebaut

Nun müssen noch einige Brandschutzauflagen erfüllt werden. Die Hände in den Schoß legen können die Wirtsleute aber dennoch nicht. „Da wir nicht in den Tourismushochburgen in der Sächsischen Schweiz liegen, müssen wir uns ganz schön strecken“, sagt Karsten Haufe. Und das heißt für das Ehepaar und die Angestellten, die Gäste mit gutem Service zu überzeugen. Und das ist offenbar auch gelungen. Denn im Erbgericht quartieren sich mehr und mehr Stammgäste ein. Zu einigen haben die Wirtsleute sogar schon freundschaftliche Beziehungen.

Auch mit Busreisen haben sie es schon zwei-, dreimal versucht. Doch das sei nicht so optimal gewesen, da die Bustouristen in verschiedenen Einrichtungen untergebracht werden mussten. Deshalb setzt das Erbgericht mehr auf Individualreisende und auf Geschäftsleute. Auf jeden Fall aber profitieren sie auch von den Tagesausflüglern, die in die Sächsische Schweiz kommen. Und damit sie in Heeselicht nicht übersehen werden, haben sie das Erbgericht mit einem warmen Außenanstrich versehen. „Wir sollten unsere Fassade den umliegenden Gebäuden angleichen. Das wäre grau gewesen“, sagt Silke Haufe. Doch dass man damit keine Gäste anlockt, war klar.

Das Erbgericht wird aber nicht nur von Touristen, sondern auch von den Einwohnern angenommen, sagen die Wirtsleute. Sie treffen sich hier an verschiedenen Tagen zu Stammtischrunden. Zum Glück habe sich die Flaute nach der Wende und der Euro-Umstellung gelegt, sagen die Haufes. Und dass das Erbgericht einmal nicht mehr in Familienhand sein könnte, daran denken sie im Moment nicht. Denn die vierte Generation, die beiden Söhne Richard und Philipp, tritt bereits in die Fußstapfen der Eltern. Der eine lernt in Oberwiesenthal Hotelfachmann, der andere absolviert in Dresden eine Koch-Lehre.