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Das Schlimmste war der Schlamm

Reichstädter Paar ist froh über die Hilfe von Lichtblick. Das Unwetter hinterließ große Schäden in der Wohnung.

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Von Regine Schlesinger

In dem bis zum Unwetter-Sonntag gemütlichen Wohnzimmer von Gotthard und Helga Lange aus Reichstädt ist nichts mehr, wie es war. Alle Möbel sind fortgeräumt, ebenso der Fußbodenbelag. An den beiden Außenwänden musste der Putz abgehackt und neuer aufgebracht werden. Bis Mitte nächster Woche wird es sicher noch dauern, bis das Wohnzimmer wieder als solches zu erkennen ist.

Gotthard Lange ist in dem Haus geboren. Es ist sein Elternhaus. Er und seine Frau, mit der er seit 1951 zusammen ist, haben hier schon einige Hochwasser erlebt, auch das vom August 2002. „Doch so schlimm wie bei dem Unwetter jetzt war es bisher noch nie“, sagt der 79-Jährige.

An jenem Sonntag fiel ihm zuerst nur auf, dass an der Brücke, die vor dem Grundstück über den Dorfbach führt, das Wasser übertrat. Er war mit seiner Frau allein in dem Haus, dessen erste Etage von ihrem Sohn bewohnt wird. Beunruhigt vom Ansteigen des Wassers ging er hinaus, um noch ein paar Sandsäcke zu füllen.

Doch kaum hatte er die Schaufel in die Hand genommen, sah er auch schon das Wasser auf sich zu kommen. Es kam allerdings nicht vom Bach, sondern hinter dem Haus hervorgeschossen. Rasch rannte er zurück, schloss alle Türen und Fenster im Erdgeschoss zu. Zusammen mit seiner Frau und Hund Josi saß er schließlich in der Küche und hoffte, dass alles nicht so schlimm kommen wird.

Doch die Lawine bahnte sich rasch ihren Weg ins Haus. Vor der Küchentür stand das Wasser schließlich bis hoch zur Klinke. Auch in die Küche selbst lief es herein, zum Glück aber nur einige Zentimeter hoch. In anderen Räumen wie dem Bad und dem Wohnzimmer sah es schlimmer aus. Als die Flut draußen abebbte, saßen Langes in ihrer Küche wie gefangen. Denn im Haus stand das Wasser noch. Gotthard Lange kämpfte sich schließlich bis zur Haustür durch, bekam sie aber wegen des Drucks des Wassers nicht auf.

Zum Glück waren rasch die ersten Helfer da. Gemeinsam gelang es, die Haustür zu öffnen, damit das Wasser ablaufen konnte. Zurück ließ es den Schlamm. Er hatte sich überall verteilt. Die Badewanne war voll davon, ebenso die Schränke und Schubkästen der Flurgarderobe oder der Spülkasten der Toilette. Viele Sachen sind hinüber wie die Waschmaschine oder der große Schlafzimmerschrank.

Auch das Auto in der geräumigen Garage blieb nicht verschont. Obwohl die Tore verschlossen waren, drang die Sturzflut auch hier ein, hob das Auto an und drehte es. Als es schließlich nach draußen geschoben werden konnte, offenbarte sich das ganze Elend. Innenraum, Motorraum – alles bedeckt von einer dicken Schlammschicht und nicht mehr zu retten. Langes haben viel verloren, sind aber bei allem Kummer froh über die vielen Helfer, die ohne groß zu fragen, anpackten. „Dafür möchten wir uns bei allen bedanken, ebenso auch bei den SZ-Lesern, die Geld für die Aktion Lichtblick spenden“, sagt das Ehepaar. Ihm konnte Lichtblick mit 500 Euro helfen, wieder ein Stück zurück zur Normalität kehren zu können.