Von Kerstin Unterstein
Das ganze Jahr dreht sich bei Friederike Zobel alles ums Ei, genauer gesagt ums Osterei. Etwa 1800 Stück verziert sie über die 365 Tage, um für den Ansturm zum Osterfest gewappnet zu sein. Dass sie das nicht nur im stillen Kämmerlein mag, bewies die Kamenzerin gestern bei der traditionellen Veranstaltung zum Karfreitag im Museum der Westlausitz. Schon seit über 20 Jahren besteht für alle Interessierten die Möglichkeit, in die Technik des Verzierens nach sorbischer Tradition hineinzuschnuppern und natürlich auch das eine oder andere ganz spezielle Geschenk für die Lieben selbst zu gestalten. Auch zum Verkauf gab es einige wunderschöne Exemplare der Meisterin selbst. Sie habe, so Zobel, jedoch jedes Jahr das Problem, für diesen Anlass in Kamenz extra ein paar Eier aufheben zu müssen.
Doch bevor die Besucher ein meisterliches Beispiel mit nach Hause nahmen, wurde die sorbische Volkskunst selbst probiert. Mit ihrem Mann Eberhard sowie zwei Töchtern hatte Friederike Zobel 26 Plätze mit Kerzen zum Erwärmen des Wachses vorbereitet. Und bei großem Ansturm waren die 44 Stühle zwischenzeitlich mehrfach fast komplett belegt.
Wachsbossiertechnik probiert
Auch Christin und Nadine aus dem Elstraer Ortsteil Wohla waren unter den Interessierten – sie hatten sich für die Wachsbossiertechnik entschieden, bei der farbiges Wachs aufgetragen und das gesamte Hühner- oder Gänseei im Anschluss gefärbt wird. Christin kam zum zweiten Mal zum Eierverzieren ins Museum. Das erste Mal hatte ihr so viel Spaß gemacht, dass sie das Set zum Selbermachen mit nach Hause genommen und dort fleißig probiert hat. Freundin Nadine hatte gestern bei den Versuchen genau so viel Spaß und freute sich über die schönen Ergebnisse: „Das sind doch tolle Geschenke.“
Mit Mutti, Schwester und Tante war der neunjährige Paul aus Großerkmannsdorf ins Museum gekommen. Er probierte neben der Bossiertechnik auch die Wachsreservetechnik aus und versuchte sich sogar an der Kratztechnik. Obwohl ihm der Kunstunterricht gar nicht so viel Spaß mache, sei das beim Verzieren von Ostereiern ganz was anderes. Da ließ er der Fantasie freien Lauf, nutzte aber auch die auf dem Tisch liegenden Vorlagen und zeigte seine drei kleinen Kunstwerke gern am Tisch. Die am besten gelungenen sollten natürlich verschenkt werden, wahrscheinlich der Oma.
Ebenfalls die Chance, sich mal an der alten sorbischen Kunst des Verzierens von Ostereiern zu versuchen, nutzte Familie Weise aus Dresden. Nach einem Besuch im Schloss Rammenau stand ein Abstecher nach Kamenz auf dem Programm. Das vierjährige Töchterchen Carolin war sichtlich stolz, ihr erstes selbst verziertes Osterei mit in die Landeshauptstadt nehmen zu können – wenn das nicht schöne Ostern werden.