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„Das sind Leute wie wir, nur viel klüger“

„Nein, aufgeregt bin ich wirklich gar nicht“, sagt die lebhafte Zwölftklässlerin, „sind doch alles normale Menschen. Wie wir, nur viel klüger.“ Daria Gehdt ist das Mädchen, das am Dienstag den ganz Großen aus Kunst und Wissenschaft gegenübersitzen wird.

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Von Ines Eifler

„Nein, aufgeregt bin ich wirklich gar nicht“, sagt die lebhafte Zwölftklässlerin, „sind doch alles normale Menschen. Wie wir, nur viel klüger.“ Daria Gehdt ist das Mädchen, das am Dienstag den ganz Großen aus Kunst und Wissenschaft gegenübersitzen wird.

Wenn Hans Magnus Enzensberger, Martin Walser, Wim Wenders, der Nobelpreisträger Günter Blobel und andere bedeutende Männer vom Orden Pour le mérite mit den Schülern des Augustum-Annen-Gymnasiums sprechen, wird sie die Diskussion moderieren, wenn es nötig ist. Über Sinn, Wert und Bedeutung der Bildung in einer globalisierten Welt wollen sich die namhaften Künstler, Musikwissenschaftler, Archäologen, Mathematiker, Mediziner und Physiker mit den jungen Leuten austauschen.

„Wir sind gespannt und neugierig, was sie uns zu sagen haben“, erklärt Daria, „sie haben sich ja den Kontakt zu uns Schülern gewünscht.“ Deshalb werden sich am Dienstag vierzig Schüler aus den zehnten bis zwölften Klassen auf Musiksaal und Aula verteilen, um entweder in der Nähe Enzensbergers zu sein oder sich nach dem Vortrag des Nobelpreisträgers für Physiologie, Erwin Neher, ins Gespräch zu begeben.

Was es mit dem Orden auf sich hat, weiß Daria schon. „1842 von König Friedrich Wilhelm, dem Vierten von Preußen, gegründet, eine der höchsten Ehrungen in Deutschland, dient zum lebendigen Austausch zwischen Geisteswissenschaften, Künsten und Naturwissenschaften, mehr Deutsche als Ausländer“, sprudelt es wie in der Prüfung aus ihr heraus. „Von den Namen der Männer aber“, gibt sie unbefangen zu, „habe ich noch nicht einen gehört.“

Ans Rampenlicht gewöhnt

Auch wenn die Abiturientin nicht vor Lampenfieber zittert – schließlich ist sie durchs Schülertheater an Bühne und Rampenlicht gewöhnt – so hat sie doch einen „Heidenrespekt“ vor Alter und Lebenserfahrung der Männer, sagt sie.

Dass der Orden für seine diesjährige Herbsttagung nach Görlitz und an deren letztem Tag auch noch in ihre Schule kommt, darauf ist sie ziemlich stolz. Schließlich sei es eine Ehre, so viel Elite da zu haben. „Wer weiß, vielleicht hoffen sie ja, dass ihnen jemand aus unseren Reihen nachfolgt, bisschen sind wir ja auch Elite“, sagt die Schülerin der Leistungskurse Deutsch und Kunst. Wenn aus dem Besuch der Ordensmitglieder eine längere Verbindung zum Gymnasium bestehen bliebe, „das wäre natürlich ideal“. Erstmal aber erhoffen sich Daria und ihre Mitschüler, dass sich der Besuch positiv auf Schüler, Lehrer und Eltern auswirkt und die Kritik an der noch jungen Schulfusion mildert. „Unsere jetzigen angeblichen Schwierigkeiten sind doch nur Anfangsprobleme.“ Schließlich vereine der Orden Naturwissenschaft und Kunst, und da sehe man, dass beide einander inspirieren können. „Bei uns ist das Augustum der künstlerisch-geisteswissenschaftliche Teil, die Anne steht für Naturwissenschaft.“ Wenn alle sehen, dass man diese Verbindung als etwas Gutes begreifen kann, dann wäre das ein tolles Ergebnis, das auch noch wirkt, wenn die Männer vom Orden Pour le mérite Görlitz wieder verlassen haben.