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Das Theater wird zur Großbaustelle

Die Flut-Schäden werden auf über eine Million Euro beziffert. Im Oktober soll das Haus wieder öffnen. Vorstellungen sollen aber nicht ausfallen.

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Von Harald Daßler

Im Foyer ist sehr genau zu erkennen, wo das Wasser war. Das Weiß der Wände hat einen gelbgrünlichen Ton bekommen. 2,30 Meter hoch stand die dreckige Brühe im Theater, berichtet Renate Fiedler. Sieben Tage lang! Und die Schäden durch das Hochwasser beziffert die Theaterleiterin nach ersten groben Schätzungen auf über eine Million Euro.

Dennoch wollen Renate Fiedler und ihr Team nach vorn schauen. Vom Kostümfundus am Baderberg, wo sie ein Interimsquartier bezogen haben, kümmern sie sich auch darum, dass der Spielbetrieb weitergeht. Die Vorstellungen dieser Spielzeit sollen alle noch stattfinden, allerdings an anderen Orten. An diesem Sonntag, 16. Juni, gibt es ab 17.30 Uhr sächsisches Kabarett mit den „Bierhähnen“.

Optimismus zeigen

Die Veranstaltung, bei der auch gezapftes Bier gereicht wird, gibt es im Saal über der Mensa der Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung in der Herbert-Böhme-Straße 11. Am Sonnabend, 22. Juni, laden Katrin Weber und Pianist Rainer Vothel zu einem exklusiven Chanson-Abend. Dieses Konzert beginnt um 19.30 Uhr im historischen Ratssaal am Markt 1. Weil die Flut auch Internetverbindungen kappte, weist die Theaterchefin darauf hin, dass Karten vor Ort erhältlich sind. Auch die Lange Nacht der Kunst, Kultur und Architektur, deren Gesamtleitung seit Jahren schon in Renate Fiedlers Händen liegt, soll wie geplant am 6. Juli stattfinden. Die im Theater vorgesehenen Veranstaltungen müssen aber an alternativen Spielorten gezeigt werden.

Der Beginn der neuen Spielzeit wird um vier Wochen auf das erste Oktober-Wochenende verschoben. Darauf hat sich Renate Fiedler jetzt mit dem Aufsichtsrat des städtischen Eigenbetriebes verständigt. Bis dahin ist das Theater eine Groß-Baustelle. Ob am 4. und 5. Oktober auch das ursprünglich zur Spielzeiteröffnung 2013/14 vorgesehene Stück „Spuk unterm Riesenrad“ in Meißen auf die Bühne kommen kann, muss noch geklärt werden. Für Renate Fiedler steht das in diesen Tagen aber nicht im Vordergrund. Sie ist bereits damit beschäftigt, die anstehenden Bauarbeiten in dem einstigen Gewandhaus vorzubereiten.

Wenn im Theater schnell wieder Normalität einzieht, dann trägt das auch dazu bei, dass die Stadt wieder anziehend wird, ist Renate Fiedler überzeugt. Deshalb war es für sie nie eine Frage, an der Langen Nacht zu rütteln. Und sie macht keinen Hehl daraus, dass sie auf guten Besuch der Meißner Veranstaltungen in der Nacht vom 6. zum 7. Juli hofft. Im übrigens seien sich die Organisatoren der langen Nacht darin einig, das Flutthema nicht in den Vordergrund zu stellen. „Wir wollen uns als eine kulturvolle und optimistische Stadt präsentieren“, sagt sie.

Außerdem hätten nicht nur freie Theatergruppen, sondern auch Mitglieder des Fördervereins Theaterfreunde, aber auch einig Stammzuschauer in den vergangenen Tagen fleißig geholfen, wofür die Theaterleiterin sich auch auf diesem Wege sehr herzlich bedanken möchte. Deshalb sieht sie in der schnellen Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit des Meißner Theaters auch eine Verpflichtung Freunden sowie dem Publikum gegenüber.

Wenn auch das letzte Wasser verschwunden ist, müssen die Räume im Theater desinfiziert werden. Danach kommen die Trockner zum Einsatz. Die stehen schon bereit. Auch wenn der Zuschauerraum bis auf eine kleine Pfütze das Hochwasser unbeschadet überstanden hat, sind die Sanierungsarbeiten enorm. Sie sollen das Haus, das in seiner Geschichte etwa 20 schwere Hochwasser erlebt hatte, künftig nachhaltiger schützen, sagt Renate Fiedler. So sei vorgesehen, die Fußböden mit Steinplatten auszulegen, die ein Wegschwemmen wie in den mit Parkett ausgelegten Nebenräumen verhindern. Dann müssen Bühnen- und Hebetechnik repariert werden. Anderes als vor elf Jahren blieb den Theaterleuten diesmal Zeit, Technik und Teile der Einrichtungen zu bergen. 95 Prozent haben das Hochwasser ohne Schäden überstanden. So können Verkleidungen für Heizungen im Foyer wiederverwendet werden.

Bezahlt werden sollen die anstehenden Bauarbeiten aus dem kommunalen Schadensausgleich. Das Theater kann auch auf eine Finanzspritze aus der Partnerstadt Fellbach hoffen. Deren Oberbürgermeister Christoph Palm, der sich in Meißen selbst ein Bild von den Flutschäden gemacht hatte, sagte spontan Hilfe für drei Projekte in Meißen zu. Eines davon ist das Theater.