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Das tragische Ende einer Idylle

Die Feuerwehr musste gestern zum Großeinsatz nach Niederhermsdorf.War es ein Familiendrama?

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Von Matthias Weigel

Verkohlte Dachbalken ragen in den Morgenhimmel von Freital-Niederhermsdorf. Qualm steigt aus den Trümmern des Hauses auf der Oberhermsdorfer Straße. Die Fenster sind geborsten, verschmorte Rollläden hängen von der verkohlten Fassade. Der Blick ins schwarze Innere lässt vermuten: Hier ist nicht mehr viel zu retten. Der Hauseigentümer, so heißt es vor Ort, starb in den Flammen.

Gegen 6.50 Uhr war die Feuerwehr gestern von Anwohnern alarmiert worden. Als die Kameraden nach wenigen Minuten mit einem Großaufgebot eintrafen, stand das Haus an mehreren Stellen in Flammen. Die Garage loderte, der Dachstuhl brannte in voller Ausdehnung. Die Feuerwehrleute konnten mit einem Löschangriff von mehreren Seiten und der Drehleiter zumindest ein Übergreifen der Flammen auf die angrenzenden Gebäude verhindern. Sie kämpften sich auch mit der Kettensäge durch das Garagentor zum Brandherd vor.

Während der Löscharbeiten sei ein Toter im Erdgeschoss entdeckt worden, heißt es. Zur Identität der Person konnte die Polizei gestern keine Angaben machen, bestätigte aber den Fund einer männlichen Leiche im Haus. Die Ermittlungen der Kripo liefen, genau wie auch zur Brandursache. Wegen der massiven Schäden sei das Haus allerdings schwer zugänglich. Weitere Opfer oder Verletzte gab es den Angaben nach nicht. Das Haus muss wahrscheinlich vollständig abgerissen werden.

Die Nachbarn sind schockiert

Die Vermutungen liegen nahe, dass sich hier gestern ein schlimmes Drama abgespielt hat. Nachbarn berichten von Scheidung und einer Zwangsversteigerung des in den 90er-Jahren errichteten Einfamilienhauses. Gestern sollte angeblich eine Zwangsräumung stattfinden.

Der Eigentümer habe eher zurückgezogen gelebt, sagen die Anwohner. Übereinstimmend berichten sie, vor dem Feuer einen Knall und eine Stichflamme beobachtet zu haben. „Hier war es plötzlich hell und es hat alles gewackelt. In dem Haus drüben flogen Fensterscheiben raus. Wir sind alle nur noch auf die Straße gerannt“, sagt eine junge Frau aus dem Nachbarhaus sichtlich schockiert. Dass in dieser ansonsten friedlichen Idylle am Stadtrand so etwas passiert, damit habe hier keiner gerechnet.

Für den Einsatz war die Straße nach Wilsdruff bis in die Mittagsstunden gesperrt. Das DRK brachte wegen der Behinderungen auf dem Schulweg einige Kinder der Anwohner zur Schule. Insgesamt waren 55Feuerwehrleute mit allen verfügbaren Einsatzfahrzeugen der Stadt vor Ort. Hinzu kommen Kräfte der Polizei, des Rettungsdienstes und der schnellen Einsatzgruppe, die die Retter mit Getränken und Essen versorgten.

Nach Angaben vom diensthabenden Einsatzleiter Sven Heisig verlief die Löschaktion ohne größere Zwischenfälle. Medienberichte, wonach ein Feuerwehrmann eine Rauchvergiftung erlitt, dementierte Freitals stellvertretender Wehrleiter. Es habe zwar einer ins Krankenhaus gemusst, allerdings wegen einer Vorerkrankung. „Ich bin mit dem Verlauf dieses schwierigen Einsatzes zufrieden“, sagt Heisig.

Besonders, dass das Feuer an mehreren Seiten loderte, habe die Feuerwehrmänner sehr gefordert, so der 47-Jährige. Die Löschwasserversorgung habe aber selbst hier am Rande der Stadt keine Schwierigkeiten bereitet. Zwei Hydranten und 9000Liter aus Tanklöschfahrzeugen standen zur Verfügung. Für Heisig war der Einsatz gleich die erste große Bewährungsprobe: Erst vorgestern war er zum neuen stellvertretenden Wehrleiter der Stadt gewählt worden. Für die Freitaler Feuerwehr war der Brand der größte Einsatz seit mehreren Monaten.

Zu einem der letzten Einsätze gehörte ein ähnliches Feuer Anfang 2010 ganz in der Nähe. Damals brannte ein Doppelhaus in der Weidenstraße, offenbar wegen Asche in der Mülltonne. Die zwei Familien konnten sich damals gerade noch retten, weil eines der Kinder das Feuer bemerkt hatte. Die Schäden an diesem Gebäude sind mittlerweile zum Großteil behoben.