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Das verlassene Haus im Grund

Uwe Kaden half als Kind im damaligen Ferienheim. Dann wurde es umgebaut. Nun hütet er das leere Haus. Seit zehn Jahren.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Als Siebenjähriger wusch Uwe Kaden Teller im FDGB-Ferienheim. Dafür bekam er ein Essen und ein Eis. Das war ein Angebot. Im Jahr 2000 kam ein anderes. Da baute die Karl-Kübel-Stiftung das Heim aus und an. Für drei Millionen Mark entstand das Felsenweginstitut. Zur Grundsteinlegung flog damals sogar der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf mit dem Hubschrauber ein. Eröffnet wurde das Bildungszentrum im Januar 2002. Doch schon nach reichlich zwei Jahren war wieder Schluss. Die Stiftung änderte ihre Ausrichtung. Die Leute sollten nicht mehr zu ihr kommen, sondern sie wollte mehr zu ihnen gehen. Geblieben ist das Haus im Grund. Es ist trotz zehn Jahren Leerstand in erstaunlich gutem Zustand.

Blick in eines der 21 Zimmer: Wie gerade gestern frei geworden.
Blick in eines der 21 Zimmer: Wie gerade gestern frei geworden. © Norbert Millauer
Seminarraum mit Blick ins Grüne: Die Umgebung zum Lernen und Besinnen.
Seminarraum mit Blick ins Grüne: Die Umgebung zum Lernen und Besinnen. © Norbert Millauer

Die 21 Zimmer mit 52 Betten wirken wie gerade verlassen. In den Seminarräumen stehen die Stühle bereit. Nur die Küche ist ausgeräumt. Lediglich ein paar Töpfe sind übrig. Am Aufgang zum Seminartrakt hängt ein Münztelefon. Die Räume haben große Fenster mit Blick in den Wald. An die Fenster sind Bilder von schwarzen Vögeln geklebt, damit die richtigen nicht dagegen fliegen.

Auf dem Tresen, neben dem Körbchen für die Zimmerschlüssel, liegen noch etliche Exemplare der Hausbroschüre. „Freiräume“ ist das Wort, mit dem sich die Stiftung und das Haus charakterisieren. Freiräume schaffen, nutzen, gestalten, entdecken, genießen. Freiräume, die es ausreichend drinnen und ganz viel im Umfeld gibt. Acht Hektar gehören zum Objekt. Egal, in welche Richtung man sieht, es ist Natur. Eine Tischtennisplatte, ein Spielplatz und ein Grill laden zum Urlaub ein.

Viele Interessenten, keine Nutzer

Kaden fühlt sich wohl hier. Wenn er im Sommer früh zeitig zum Rasenmähen herkommt, spürt er die Ruhe. Der Tronitzer ist hier Hausmeister und mehrmals die Woche vor Ort. Einbrüche gab es noch nicht. Nur einmal schlug die auf sein Handy geschaltete Alarmanlage. Da war ein Frosch in die Lichtschranke gehüpft. Das wusste Kaden aber noch nicht, als er mit seinem Hund rausfuhr. „Da ging mir einiges durch den Kopf, das war mir nicht egal.“ Umso erleichterter war er, als er den Frosch sah.

Günter Refle, der einstige Langenhennersdorfer Institutsleiter, vertritt die Stiftung jetzt in Dresden. Er hatte schon einige Interessenten, nationale und internationale, für Langenhennersdorf – für pädagogische, heilpädagogische, heilpraktische, touristische Nutzungen. So herrlich die Lage ist, so sehr ist sie ein Hindernis. Wie hinkommen, wie wegkommen. Außerdem gibt es keinen Fahrstuhl im Objekt, was einige Nutzungen ausschließt.

Inzwischen wird neben dem Verkauf auch Verpachten oder Vermieten erwogen. Derzeit werde mit zwei, drei Interessenten gesprochen, sagt Refle. Eine eigene Nutzung wird jedoch ausgeschlossen. Gerade kommt ein Pärchen vorbei und fragt, ob es das Haus für seine Hochzeit mieten kann. Kaden kann sie verstehen und hat sie an den Verwalter verwiesen.

Jetzt im Frühling macht Uwe Kaden seine Arbeit besonders Spaß. Die Vögel zwitschern, die Natur lebt auf. Hoffentlich auch bald das Haus, sagt er. „Es ist schade drum.“