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„Das war ein Unfall mit Ansage“

An der Kreuzung vor dem alten Stadion kollidieren zwei Radfahrer. Ein Experte erklärt, warum die Stelle gefährlich ist.

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Von Stefan Lehmann

Ein Oberschenkelhalsbruch und eine Not-Operation – mit diesem unschönen Ergebnis endete am Wochenende der Ausflug einer Riesaerin an die Elbe. Gemeinsam mit ihrer Tochter war die 57-Jährige am Samstagabend von der Brückenstraße kommend auf dem Rückweg in Richtung Weida unterwegs gewesen. Die beiden fuhren dabei auf dem Bürgersteig. An der Kreuzung Grenzstraße/Brückenstraße/Friedrich-List-Straße stieß die Frau mit einem Radfahrer zusammen, der ihr auf dem Gehweg entgegenkam. Die Frau stürzte, der zweite Unfallbeteiligte schimpfte kurz und fuhr weiter. Ein klarer Fall von Fahrerflucht, die Polizei ermittelt bereits.

Dass es jetzt an der Kreuzung gekracht hat, wundert Verkehrsexperten Heiko Fröhlich nicht sonderlich. „Das war ein Unfall mit Ansage.“ Ein echter Unfallschwerpunkt ist die Kreuzung nach Polizeiangaben zwar nicht. Die Verkehrsführung für Radfahrer sei aber alles andere als optimal, so Fröhlich. Natürlich müsse man ehrlicherweise sagen, dass keiner der beiden Unfallbeteiligten den Fußweg hätte benutzen dürfen. „Allerdings machen die Radfahrer an dieser Stelle auch nichts anderes, als anderen Gefahren auszuweichen.“ Denn kurz vor der Kreuzung endet aus Richtung Weida kommend der Schutzstreifen für Radfahrer. Wer über die Kreuzung möchte, müsste nun eigentlich bis zur Ampel ein Stück auf der Straße weiterfahren. In der Praxis tut das niemand: Bei einer Stichprobe der Sächsischen Zeitung gestern Mittag fuhr von mehr als 20 Radfahrern kein einziger auf der Straße. Wer nach rechts in die Friedrich-List-Straße fahren wollte, fuhr direkt auf den Fußweg. Alle anderen querten schon lange vor der Ampel die Fahrbahn und fuhren dann auf der linken Seite des Bürgersteigs weiter.

„Ich bin generell kein Freund dieser Schutzstreifen für Radfahrer“, sagt Heiko Fröhlich. Die suggerierten den Autofahrern, dass es getrennte Spuren für Fahrräder und motorisierte Fahrzeuge gäbe. Eine richtige Spur nur für Radfahrer sei aber auf der Grenzstraße gar nicht möglich. „Dafür ist die Straße zu schmal.“ Ein Fahrrad zu überholen, das sei nur dann möglich, wenn kein Gegenverkehr kommt. Anderenfalls könnten gerade Busse und Lkw den notwendigen Sicherheitsabstand unmöglich einhalten.

Besonders groß aber wird die Unfallgefahr laut Fröhlich im Kreuzungsbereich. Dort wird die Straße noch einmal enger – und mancher Autofahrer könne vom „Spurwechsel“ der Radfahrer überrascht werden, wenn der Schutzstreifen aufhört.

„Die einfachste Lösung für dieses Problem wäre ein kombinierter Rad- und Fußweg entlang der Lange Straße und der Grenzstraße“, sagt der Verkehrsexperte. Zusätzliche Konflikte mit Fußgängern würde das vermutlich keine mit sich bringen. In diesem Bereich seien ohnehin mehr Leute mit dem Rad unterwegs als zu Fuß. Noch besser wäre eine kürzere Rotphase für Fußgänger und Radfahrer an dieser Stelle, die das Abbiegen erleichtern würde. All das sei allerdings teuer. Es sei also unwahrscheinlich, dass diese Veränderungen in naher Zukunft umgesetzt werden. Eine günstigere Lösung wäre laut Fröhlich, den Bordstein im Kreuzungsbereich abzusenken und wenigstens auf den letzten Metern vor der Ampel einen kombinierten Weg einzurichten. Zumindest müssten die Radfahrer dann nicht direkt auf die Straße wechseln.

Den Unfall vom Samstag hätte aber keine dieser Maßnahmen verhindert, sagt auch Heiko Fröhlich. Deshalb empfiehlt er noch eine ergänzende Maßnahme. „Auch wenn ich mir damit jetzt keine Freunde machen sollte: An dieser Stelle sollten Polizei oder Ordnungsamt vorbeugend kontrollieren.“ Ohne diese Abschreckungsmaßnahmen werde sich sonst weiterhin nicht jeder an die Regeln halten. Dann wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die nächsten Radfahrer zusammenstoßen.