Von Andreas Rentsch
Der älteren Dame entfährt ein entzücktes „Aaaah“, als sie sieht, wie auf dem Mond der Tag zur Nacht wird. „Sehen Sie“, sagt Mike Firchau, „das ist es, was wir erreichen wollen.“ Dann justiert er den Zeiss-Refraktor für den nächsten Neugierigen. In der wiedereröffneten Sternwarte „Manfred von Ardenne“ im Stadtteil Loschwitz fungiert der Astronomie-Lehrer vom Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium ab sofort als Vorführer. Planeten, Kugelsternhaufen oder eben die Krater auf dem Erdtrabanten – alles holt das 3000-Millimeter-Objektiv aus der Unendlichkeit des Alls ins Blickfeld des Betrachters.
Fast zehn Jahre hat es gedauert, bis die einstige Volkssternwarte auf dem Weißen Hirsch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich wurde. Es bedurfte einer Investition von 100000 Euro, um den Kuppelbau und die darin enthaltene Technik auf Vordermann zu bringen. Die Von Ardenne Anlagentechnik GmbH hat diese Summe ausgegeben, um damit dem hundertsten Geburtstag ihres Firmengründers zu gedenken.
Ein Fernrohr von 1909
Dieter B. Herrmann ist begeistert von dieser Form des Mäzenatentums. Der Präsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften ist extra aus Berlin angereist, um die 1956 gebaute Sternwarte als „Werk eines Enthusiasten“ zu preisen. Allein das Fernrohr sei schon ein beachtliches Instrument, sagt Herrmann. Von dem zwischen 1909 und 1911 gebauten Gerät existieren nur noch sechs Exemplare. Deshalb wurden sogar Insider neugierig, als der Refraktor in der Werkstatt der Jenaer Spezialfirma 4H Engineering stand. „Wir bauen zurzeit ein Laser-Teleskop für die europäische Weltraum-Agentur ESA“, erzählt Geschäftsführer Manfred Koch. „Doch selbst die Leute von der ESA schauten bei ihren Besuchen zuerst auf dieses Gerät und fragten, was denn das tolles sei.“ Auf jeden Fall ist es kein Museumsstück. Denn die Besitzer wollen, dass die Sternwarte wieder für Gruppen- und Schulveranstaltungen genutzt wird – ganz im Sinne des Hobby-Astronomen Manfred von Ardenne. Bis zum Ende des Jahres plant Mike Firchau drei Veranstaltungen an der Plattleite. Dabei können die Zuschauer Wintersternbilder und einen Orionnebel bestaunen.
Termine in der Sternwarte: 22. 11., 6. Dezember, 20. 12., jeweils 18.30 Uhr. Preise: Erwachsene vier , Schüler zwei Euro. Infos: 2637120