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Das Wiesenpflaster für Insektenstiche

Ausflug. Riesaer Frauen lernen Wissenswertes über die Wirkung und Anwendung von Wald- und Wiesenkräutern.

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Von Antje Becker

Die Wolken hängen tief, es wird wohl den ganzen Sonnabend nicht mehr aufklaren. Und so haben sich auch im Gras viele kleine Tröpfchen festgesetzt, die schnell die Schuhe und Hosen durchnässen. Zum Glück lockt am Ende des Ausfluges in die hiesige Kräuterwelt ein deftiger Brunch mit allem, was die Früchte des Herbstes so zu bieten haben: Suppen von Rote Beete, Holunder oder Kürbis, Apfelstrudel und selbst gemachter Holundersekt.

Scharfgarbe: ein Multitalent

Doch zunächst sollen die Frauen lernen, wie auch sie zu Hause die reichhaltigen Angebote der Natur nutzen können. Organisiert wird die Fahrt auf den Ökohof Auterwitz erstmalig von Martina Wasch, seit 2003 Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Riesa, in Zusammenarbeit mit dem Frauenzentrum. Ziel ist es nicht nur, die Natur erlebbar zu machen, sondern auch zwischen den Generationen zu vermitteln: „Ich bin zufrieden mit der Veranstaltung, denn die Frauen, die mitgekommen sind, sind wirklich interessiert. Vielleicht gibt es ja im Frühjahr eine Wiederholung“, stellt Martina Wasch in Aussicht.

Denn dann ist auch die Zeit, wann das erste Wildgemüse geerntet werden kann, weiß Angelika Ende, die eine Naturheilkundepraxis in Auterwitz führt und sich so mit Kräutern sehr gut auskennt. So zeigt sie den Riesaer Frauen zum Beispiel die Schafgarbe. „Das ist ein richtiges Multitalent“, erklärt Ende über das auch „Augenbraue der Venus“ genannte Wildgemüse, das beispielsweise als Salat, Tinktur oder getrocknet verwendet wird. „Es hilft bei Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit, in der Frauenheilkunde oder auch als Verletzungsmittel bei hellroten Blutungen“, weiß die Fachfrau und verwundert dabei so einige Frauen: „Ich habe zu Hause auch ein Kräuterbeet und interessiere mich sehr dafür. Aber die Schafgarbe habe ich sonst immer rausgerissen, weil ich dachte, das sei Unkraut“, sagt Sandy Kunze, die mit Mutter und Tochter an der Exkursion teilnimmt.

Verblüfft waren auch viele über die Vitamin-C-Bombe Sauerampfer oder die Verwendung der Wegeriche als Verletzungsmittel. Das so genannte „Wiesenpflaster“ lindert durch seine antibakteriellen Stoffe gut die Irritationen bei Insektenstichen. Indianer verwendeten das Kraut wohl sogar bei Schlangen- oder Skorpionbissen. „Einfach die Blätter etwas zerkleinern, damit der Saft auch wirken kann, und dann auf die Wunde auftragen“, erklärt Angelika Ende die Anwendung. Will allerdings eine Wunde mal gar nicht heilen, ist „Omas Geheimtipp“ gefragt: die Gundelrebe, auch Gundermann oder Kriech-durch-den-Zaun genannt. Die riecht sehr würzig, blüht hellblau und hilft außerdem bei Nierenleiden oder Durchfall.

Die Kinder interessierte dagegen vielmehr, dass die grauen Blüten des mittleren Wegerich wie Schokolade schmecken. Doch auch bei größter Mühe finden Anna und Elisa keine mehr. Dafür bekommen sie ein paar andere Kostproben, die genauso verblüffen: Die kleinen Käsepappeln der Malve, die ihrem Namen wirklich alle Ehre machen, oder die süßlichen Blüten der Nachtkerze, die sich auch eine gute als Deko-Idee für Kalte Platten sind. Noch viel lieber schmusten die Kleinen allerdings mit Katze Sukie, die der bunten Truppe keine Sekunde von der Seite wich.

Vielleicht bekommen sie von ihren Muttis oder Omas öfter selbst Gepflücktes zu essen. Denn klar ist nach dem kleinen Ausflug für alle, dass das Gute eben doch meist vor der Tür wächst. Und mit ein wenig Mühe und Anleitung lässt sich da auch gut und gerne sparen.