DDR-Auswahlspieler kicken in Hoyerswerda

Fleißaufgabe gefällig? Bitte sehr: Wie viele Länderspiele haben die Männer in den Beinen, die sich am 1. Juni im Hoyerswerdaer Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion auf dem Rasen tummeln? Nimmt man die Einsätze in diversen Nachwuchsmannschaften noch dazu, dürfte das Rechnen ziemlich lange dauern.
Doch der Reihe nach: Das verlängerte Wochenende vom 30. Mai bis 2. Juni hat es in sich: Zum 8. Mal findet das Tony-Jantschke-Fußballcamp statt, natürlich mit dem Hoyerswerdaer Fußballprofi in Diensten von Borussia Mönchengladbach. Die Bundesliga-Saison ist dann schon ein paar Tage Geschichte und der 29-Jährige gehört zum umfangreichen Team, das 56 Kindern erlebnisreiche Tage ermöglicht – auf und neben dem Fußballplatz.
Der Zeitpunkt des diesjährigen Trainingslagers hätte nicht besser passen können: Am 1. Juni 1919 fand die offizielle Gründungsfeier des Sportvereins Hoyerswerda 1919 im Schützenhaus, dem späteren „Kastanienhof“, an der Kolpingstraße statt. „Wir wollen natürlich das Jubiläum gebührend feiern“, sagt Sören Jantschke, der Vater von Tony. Er hat die organisatorischen Fäden für ein Großereignis innerhalb des Camps in der Hand: Das Ost-Fußball-Traditionsteam wird am 1. Juni um 17 Uhr gegen eine regionale Fußball-Auswahl antreten. Der Kontakt zu den „Oldies“ kam über Matthias Döschner zustande. „Atze“, der mit Dynamo Dresden drei Mal DDR-Meister wurde und ein Cousin eines guten Freundes von Sören Jantschke ist, organisiert die Spiele des Traditionsteams.
Mit dabei sind zum Geburtstagsspiel Fußball-Größen, die jeder ältere Fußballfan kennt. Zum Beispiel Rainer Ernst. Der „Lange Blonde“ spielte einst beim BFC Dynamo, gewann mit den Berlinern zehn DDR-Meistertitel und wurde zweimal FDGB-Pokalsieger. Der 57-Jährige bestritt 56 A-Länderspiele und erzielte dabei 20 Tore.
Oder Hartmut Schade, mit Dynamo Dresden vierfacher DDR-Meister und dreimal Pokalsieger. Er absolvierte 31 Länderspiele im Auswahltrikot und gewann 1976 olympisches Gold in Montreal.
Dirk Stahmann, Urgestein des 1. FC Magdeburg, kam zwar nie zu Meisterehren mit dem Club, aber der heute 61-Jährige brachte es immerhin auf 46 Einsätze in der DDR-Auswahl.
Oder Jürgen Raab, der mit 342 Oberligaeinsätzen hinter den Ducke-Brüdern auf Platz drei in der Rekordliste des FC Carl Zeiss Jena steht. Mit dabei sind zudem Holger Bahra, Bernd Wunderlich, Matthias Zimmerling, Detlef Schößler, Frank Baum, Damian Halata, Dirk Schuster, Ronald Kreer, Gerd Weber, Matthias Müller und Detlef Irrgang. „Atze“ Döschner selbst wird nicht mehr auflaufen. Er steht mit Teammanager Dirk Gründlich an der Seitenlinie.
Die regionale Auswahl besteht aus Fußballern, die in verschiedensten Vereinen in Hoyerswerda aktiv waren: dem HSV 1919, der BSG Aktivist (bzw. später FSV, FC Lausitz und nun HFC), der BSG Lok und dem HSV Einheit. „Ich denke, wir bekommen eine gute Mischung zusammen“, sagt Jantschke. Ehrengast wird kein geringerer als Achim Streich sein – DDR-Oberliga-Rekordtorschütze mit 229 Toren und A-Länderspiel-Rekordschütze mit 53 Treffern.
Vor und nach dem Spiel über 2 x 45 Minuten wird einiges los sein, unter anderem gibt es Autogramme. Ins Jahnstadion passen knapp 5 000 Zuschauer. „Wenn über 1 000 Fans kommen, wäre das eine tolle Sache“, sagt Sören Jantschke. Karten gibt es an der Tageskasse für 4 Euro.
Bereits am Freitag, dem 31. Mai, ist Tony Jantschke zu Gast beim „Stadtgespräch“, das das Hoyerswerdaer Tageblatt im Lausitz-Center veranstaltet. Die etwa einstündige Talkrunde beginnt um 17 Uhr.