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Freitaler Gewinner ohne Finale

Die Band Degerwald siegte beim sächsischen Schülerwettbewerb "Band Clash". Dafür gab es einen tollen Preis. Mittendrin: Sängerin Lisa Hillig aus Freital.

Von Dorit Oehme
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Die Schülerband Degerwald mit Marc Wilka (links), Lisa Hillig, Julian Preiße und Anton Weichelt (rechts) spielt zum Fototermin auf der Wiese hinterm Capitol in Freital.
Die Schülerband Degerwald mit Marc Wilka (links), Lisa Hillig, Julian Preiße und Anton Weichelt (rechts) spielt zum Fototermin auf der Wiese hinterm Capitol in Freital. © Karl-Ludwig Oberthür

Die Rockerstiefel hat sie wieder an. Dabei war die Nacht kurz. „Gestern waren wir zur Aufnahme einer Streaming-Show in Leipzig“, sagt Lisa Hillig. Die Freitalerin ist Sängerin der Dresdner Indie-Rockband Degerwald. Die Formation, deren Stil mit Alternative Rock umschrieben werden kann, zählt zur sächsischen Nachwuchsszene. Das haben die Vier mit ihrem Sieg im Schülerwettbewerb Band Clash bewiesen.

Beim Regionalfinale im Dresdner Liveclub Tante Ju gewann Degerwald im Januar schon den Preis der Fachjury. Wegen der Corona-Krise fiel der Endausscheid in Leipzig jedoch aus. Es gab Nachfolgetermine, doch keine Auftrittsmöglichkeit. Kürzlich entschieden die Veranstalter - das Sächsische Kultusministerium und der Leipziger Verein KulturLounge – alle sechs Bands, die das Finale erreicht hatten, als Sieger zu küren. Sie erhielten Förderpakete im Wert von je 3000 Euro. 

Im Park hinterm früheren Freitaler Capitol-Kino stellt sich die Band unplugged, ohne Strom und Verstärker vor. Songschreiber und Gitarrist Marc Wilka hat den lauschigen Flecken vorgeschlagen. Er ist 21, die anderen sind 20. Ihr Probenraum liegt in einem Dresdner Industriegelände. „In dem nicht mehr genutzten Bürogebäude stören wir niemanden. Trotzdem ist es kuschlig“, sagt Schlagzeuger Julian Preißer schmunzelnd hinter seiner Cajón. Als Veranstaltungstechniker hat er es beruflich sonst gerade nicht leicht. 

Degerwald veröffentlicht die ersten fünf eigenen Songs

Bassist Anton Weichelt packt eine Akustikgitarre aus und sagt: „Das wird ein etwas anderer Sound." Und Marc erklärt: "Essentiell für unsere Musik ist der Hall.“ Die isländische Band Sigur Rós mit ihrem sphärischen Sound und den ungewöhnlichen Songstrukturen ohne Refrain und Strophen inspiriere sie zurzeit. 

In den vielschichtigen, deutschen Texten von Degerwald geht es um Alltägliches, Liebesleid und Liebesfreud oder auch witzige Situationen. Manche Namen der Songs sind englisch. In „Leinster Gardens“, an sich eine Londoner Straße mit Fake-Fassade, geht es um das Gefühl, neben sich zu stehen. Ab und zu schreibt Lisa auch einen Text. An den Songs schleifen letztlich alle gemeinsam. „Wir hören auch jede Menge anderer Musik, doch covern nicht.“ In diesem Jahr hat die Band ihren ersten Tonträger als EP aufgelegt. 

Zu den fünf Titeln der CD gehört „Der Tunnelblick freut sich“ in neuester Version. Plus- und Minuserfahrungen treffen dort aufeinander. Die Musik fängt sie auf. Plötzlich zählt der Moment. „Es stellt sich eine geheimnisvolle Verträumtheit ein“, sagt Marc. 

Einmaliger Name ohne Bedeutung

Auf der Wiese im Park in Freital singt Lisa kraftvoll zu den Gitarrenklängen, dem Rhythmus-Shaker und der Cájon. „Ich war schon Fan, als nur die Drei in der Band spielten“, verrät sie. Marc gründete die Band vor etwa sechs Jahren mit einem Cousin, der Bassist war. „Er schlug den Namen 'Degerwald' vor, der keine tiefere Bedeutung hat. Doch weil er einmalig ist, findet man uns im Netz sofort.“

In der Besetzung mit Julian und Anton trat Marc schon im Zschonergrundbad oder im Großen Garten in Dresden auf, an der Oberschule im Stadtteil Briesnitz probten sie. Beim Band Clash 2016 traten sie für ihre Schule an. Im Jahr 2017 fürs Weißeritzgymnasium Freital, das ihr damaliger Sänger besuchte. Um auch Erfolg zu haben, nahm sich die Band Zeit zur Entwicklung. 

Lisa bewarb sich als Sängerin auf eine Instagram-Anzeige bei ihnen. Sie absolviert an der Freitaler Musikschule eine Gesangsausbildung für Pop und Rock. Im Jahr 2019 gewann sie beim Regionalausscheid von „Jugend musiziert“. Lisa lacht erfrischend. Sie sagt: „In meiner Band habe ich viel Neues gelernt.“ 

Mit ihrer Sopranstimme reicht sie jetzt tiefer, ohne die Höhen aufgegeben zu haben. In diesem Jahr legte sie auch ihr Abitur an der Fachoberschule Best Sabel Freital ab. 

Marc schloss seine Ausbildung am Berufsschulzentrum für Technik und Metall „Gustav Anton Zeuner“ in Dresden-Johannstadt ab. Für diese Schulen holte Degerwald symbolisch den Siegerpokal. „Beim Finale hätten wir unsere Fangemeinde ausbauen können. Das wollen wir bald mit der Streaming-Show erreichen. Sie wird hochwertig“, kündigt Lisa an.

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