Von Ingolf Reinsch
Der bei einem Unfall zerstörte Granitbogen auf der Straße Am Kiefernbuschweg in Demitz-Thumitz soll wieder aufgebaut werden. Der Eigentümer der benachbarten Gebäude, zu dem der Bogen gehörte, und die Gemeinde bekennen sich zu diesem Ziel. Offen ist allerdings, wer die 30 Prozent der Baukosten trägt, die die Versicherung des Verursachers nicht übernehmen möchte. Weil an der Zufahrt zu der öffentlichen Straße jeder Hinweis auf die begrenzte Durchfahrtshöhe fehlt, will die Versicherung nur 70 Prozent der Schadenssumme regulieren.
Anwohner berichten, im Winter sei schon mal der Fahrer eines Müllautos, der die Gegebenheiten vor Ort nicht kannte, an das Granittor gestoßen. Eine benachbarte Pergola sei dadurch verschoben worden. Richtig dicke kam es, als ein Lkw mit einem großen Kofferaufbau gegen das Tor fuhr, das daraufhin in sich zusammenfiel. Nach SZ-Informationen ist der Beifahrer ortskundig: Er wohnt in Demitz.
Torbogen und die benachbarten Häuser gehören der Bautzener Mietergenossenschaft Gaia. Für deren Geschäftsführer Dr. Dieter Krauß ist es „völlig unverständlich“, wie ein großes Fahrzeug gegen den Bogen fahren konnte: „Den Torbogen gibt es seit 1928. Noch nie ist ein Auto dort angefahren.“ Selbst Fahrzeuge der Abfallwirtschaft fuhren bisher nur bis zum Granitbogen – und dann zurück. Für rund 7000 Euro hatte die Mietergenossenschaft den Bogen vor zwei Jahren sanieren lassen. Diese Kosten jetzt noch einmal zu übernehmen, übersteige deren Wirtschaftskraft. Dieter Krauß: „Unsere Genossenschaft ist erst 1995 gegründet worden. Inzwischen sind wir mit 2 500 Wohnungen Bautzens drittgrößter Vermieter. Auf dem Unternehmen lasten hohe Kredite.“ Überdies, betont der Geschäftsführer, sei es nicht Aufgabe der Genossenschaft, für die Verkehrssicherung auf einer öffentlichen Straße zu sorgen.
Kein Hinweisschild
Die Straße gehört der Gemeinde Demitz-Thumitz. Doch in der Gemeindeverwaltung sieht man hinsichtlich der Verkehrssicherungspflicht kein Versäumnis. Hauptamtsleiter Stephan Garten: „Jeder Kraftfahrer konnte den Bogen sehen. Außerdem steht das Granit-Ensemble unter Denkmalschutz. Wir können es nicht mit rot-weißen Warnbaken ausstatten wie die Bahnbrücken in Bischofswerda.“
Doch zumindest ein Schild sollte auf die begrenzte Durchfahrthöhe hinweisen. Das sagt nicht nur die Versicherung des Unfallverursachers. Das meinen auch Anlieger. Holger Prinz: „Wenn der Bogen wieder aufgebaut ist, sollte man ein solches Warnschild anbringen.“ Eine seiner Nachbarinnen sieht es genau so. Sie hatte den Knall gehört, als der Lkw den Bogen rammte. „Ich dachte erst, ein Baugerüst in der Nähe ist umgefallen. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich die Bescherung.“
Die Anwohner , die die Grundstücke ihrer Genossenschaft tiptop in Ordnung halten, würden es gern sehen, wenn der Bogen möglichst bald wieder aufgebaut wird. Das liegt auch im Interesse des Granitdorfes Demitz-Thumitz, denn außer dem Viadukt ist der Bogen eines der Wahrzeichen der Steinindustrie im Ort. Momentan ist aber noch keine Lösung in Sicht. Die Mietergenossenschaft legte Widerspruch gegen die Entscheidung des Versicherers ein.
Unterdessen ist Gefahr in Verzug. Denn an einer Seitenmauer könnten Reste des Torbogens herunter fallen. Holger Prinz: „Der Regen wäscht die Fugen immer mehr aus.“ Sollte das geschehen, könnte das für Fußgänger lebensgefährlich sein, befürchtet der Demitzer.