Den Bienen zuliebe

Von Claudia Ebert
Grünlichtenberg. Ganz sicher ist sich Marcus Glitz nicht. „Aber ich glaube, wir sind die Ersten in der Region, die diese Methode einsetzen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Grünlichtenberg. „Bisher mussten wir die Pflanzenschutzmittel gegen Sklerotinia, der eine Pilzkrankheit beim Raps auslöst, von oben über die Pflanzen sprühen. Damit waren auch die Blüten betroffen.“ Das wiederum hat den Bienen geschadet, da sie die Stoffe mit aufgenommen haben und diese im Honig nachweisbar waren.
In dem von 2012 bis 2015 gelaufenen Projekt „FIT BEE“ befassten sich Forscher und Praktiker unter Leitung der Universität Hohenheim mit regelmäßig auftretenden Bienenschäden. Als ein Teilprojekt wurde das sogenannte Dropleg-Verfahren entwickelt. An das Spritzgestänge eines herkömmlichen Spritzfahrzeuges werden senkrecht Rohre angebracht aus denen das Mittel dann nicht über die Pflanzen, sondern unterhalb der Blüte auf die Felder gesprüht wird.

Die Wirksamkeit ist sehr gut und auch die Bedenken des Hauptanwenders Ralf Jakob haben sich nicht bestätigt: „Es ist schon deutlich schwieriger, mit diesem System zu fahren, die Rohre nicht abzubrechen und richtig zu navigieren. Aber wenn wir die Nützlinge schonen können, dann lohnt es sich.“ Alle 600 Hektar Raps der Genossenschaft werden jetzt so behandelt.
Einen wirtschaftlichen Vorteil hat das Unternehmen durch das Verfahren nicht. Etwa 10 000 Euro habe die Firma in den Bienenschutz investiert. „Hier wird deutlich, dass große Betriebe eben doch Vorteile gegenüber kleineren haben, die so eine Investition nicht stemmen können“, erklärt Marcus Glitz.
Ganz ohne geht es nämlich auch nicht: „Es wird viel geschimpft über die Dünger und Pflanzenschutzmittel, die eingesetzt werden. Aber zum einen ist der Ertrag bei komplett biologischem Anbau nicht etwa nur um zehn Prozent kleiner, sondern liegt bei zehn bis 20 Prozent von dem, was wir hier erreichen und erreichen müssen.“
Das liege vor allem am Wettbewerb mit dem Ausland, aus dem immer billiger zum Beispiel Palmöl für Biodiesel gekauft wird, mit dem sich der hiesige Raps dann messen müsse. „Und wenn wir hier alles einstellen, weil wir nicht mehr wirtschaftlich produzieren können, laufen wir auch Gefahr, nicht mehr zu wissen, unter welchen Bedingungen unsere Lebensmittel angebaut werden. Hier gibt es Regeln und Kontrollen, die auch die Verbraucher schützen.“
Denn auch wenn seit vielen Jahren geforscht wird, gegen Pilze resistente Züchtungen gibt es bisher weder beim Raps, noch bei Kartoffeln, wo ein Befall sogar in drei von fünf Jahren zu einer Nullernte führen könnte. „Die Schädlinge entwickeln sich schneller weiter, als die Züchtung nachkommt“, so Marcus Glitz. Deshalb wird auch in Zukunft auf so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig gesetzt und mit dem neuen Verfahren ein Beitrag zum Schutz der Bienen geleistet. Außerdem wird getestet, ob die Methode auch für andere Zwecke genutzt werden kann.