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Denkwürdiges Biwak

Wenn Steine reden könnten, hätten sie sicher viel zu erzählen. Können sie aber leider nicht. Folglich wird das SZ-Autor Bernhard Donke übernehmen und in den nächsten Wochen Grenz- und Markierungssteine und ihre Geschichte vorstellen. Zum Auftakt der Serie geht es um den in der Nähe von Weißenberg stehenden „Schwedenstein“.

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Unweit von Weißenberg, in dem kleinen Ort Nechern mitten in der Aue zwischen Löbauer und Kotitzer Wasser, steht ein quadratischer Granitstein. Er hat eine Kantenlänge von 63 cm und ist mit einer flachen pyramidenförmigen Spitze versehen. Der Stein ruhte einst auf einem Sockel von Feldsteinen, doch der verschwand nach mehrmaligem Umsetzen des Steins.

Vor drei Jahren erhielt der Stein nun wieder seinen angestammten Platz. Doch das Bemerkenswerte an diesem Stein, der von der Bevölkerung „Schwedenstein“ genannt wird, ist eine Inschrift, auf alle vier Seiten des Stein verteilt.

Sie erinnert an ein gemeinsames Biwak des Schwedenkönigs Karl XII. und des Abgeordneten der Oberlausitzer Stände Rudolf von Ziegler und Klipphausen am 10. September 1706 an dieser Stelle.

Wie kam es zu dieser Begegnung? Im 2. Großen Nordischen Krieg 1700-1721 war Schweden zu einer Großmacht im Ostseeraum und Nordeuropa geworden.

Um diese Vormachtstellung zu brechen, verbündete sich August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, mit den Dänen und Russen. Der Schwedenkönig schlug Dänemark und danach Russland bei Narwa am 30. November 1700, drang danach siegreich nach Polen ein und ließ von den Polen den ihm ergebenen Stanislaus Leszynski 1704 zum König wählen. Die Sachsen mussten im Frieden von Altranstädt 24. September 1706 kapitulieren.

Beim Einmarsch der Schweden in Sachsen traf Karl XII. am 6. September 1706 in Schönberg bei Görlitz mit einer Abordnung des Adels und der Stände der Oberlausitz zusammen.

Diese waren dem Schwedenkönig entgegen geritten und baten ihn, noch die Greuel der schwedischen Soldateska aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) in Erinnerung, um Schonung. Diese gewährte der König ihnen, mit der Auflage, sich nicht feindlich gegenüber seinen Truppen zu verhalten.

Einer der Abgeordneten des Oberlausitzer Adels lud den Schwedenkönig und sein Gefolge zum Biwak in die Aue zwischen Kotitzer und Löbauer Wasser nach Nechern ein. 100 Jahre später, 1806, ließ der Besitzer der Gutsdreiheit Wurschen, Friedrich Erdmann von Thielau, hier zur Erinnerung an die Begegnung mit dem Schwedenkönig diesen Stein mit der Inschrift setzen.

Der Schwedenkönig Karl XII. fand bei der Belagerung der norwegischen Festung Frederikshald am 11. Dezember 1718 den Tod.