Cottbus. Im Fall des toten Dennis ist am Mittwoch die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Cottbus eingegangen. Sie werde in den nächsten Tagen den beschuldigten Eltern zugeleitet, sagte Gerichtssprecherin Susanne Becker. Erst danach würden der Öffentlichkeit Einzelheiten der Anklage mitgeteilt. Die Mutter soll Dennis zweieinhalb Jahre lang in ihrer Tiefkühltruhe versteckt haben. Die bis auf das Skelett abgemagerte Leiche war dort am 21. Juni 2004 gefunden worden.
Die Anklageschrift hatte sich um Monate verzögert, weil erst Ende März ein neues rechtsmedizinisches Gutachten vorgelegt worden war. Darin kamen zwei Experten zu dem Schluss, dass bei dem Sechsjährigen chronische Mangelernährung bis zur Auszehrung zum körperlichen Verfall führte. Bei seinem wahrscheinlichen Tod im Dezember 2001, wenige Wochen vor seinem siebten Geburtstag, wog Dennis nur etwa zehn Kilogramm und damit halb so viel wie andere Jungen seines Alters.
Die arbeitslosen Eltern von Dennis stehen unter dringendem Tatverdacht, sind aber auf freiem Fuß. Sie sollen Dennis so schlecht ernährt und vernachlässigt haben, dass er starb. Ermittelt wurde gegen sie wegen Körperverletzung mit Todesfolge und Misshandlung von Schutzbefohlenen. Beide sind nach Erkenntnissen eines Gutachtens schuldfähig. Sie lebten in ihrer Cottbuser Plattenbauwohnung gemeinsam mit acht Kindern.
Nach dem Leichenfund waren heftige Vorwürfe gegen Cottbuser Behörden und das Schulamt laut geworden, auf das jahrelange Wegbleiben des Kindes nicht angemessen reagiert zu haben. Die Ermittler fanden bisher aber keine Hinweise, dass Mitarbeiter der Behörden aus strafrechtlicher Sicht am Tod des Jungen mitschuldig sind. Die Urne von Dennis war im August 2004 auf dem Cottbuser Südfriedhof beigesetzt worden. (dpa)