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Deponie-Projekt steht auf dem Prüfstand

Grumbach/Wilsdruff

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Der Widerstand hält an: Gegner der Deponie-Erweiterung in Grumbach haben 1400 Einwendungen abgegeben. Bei der heute beginnenden Anhörung geht es um die Argumente.

Einwände und Anhörung

Es ist für betroffene Bürger, für Kommunen und Behörden, für Vereine und Verbände die letzte Gelegenheit, aktiv in das Verfahren einzugreifen. Aber nur wer rechtzeitig seine Einwendung abgegeben hatte, kann jetzt nochmals mündlich seine Bedenken vorbringen und seine Einwendung erörtern.

Über 1400Einwendungen von Betroffenen erreichten seinerzeit bis zum Stichtag 22.Februar 2008 die Landesdirektion Dresden. Hinzu kamen die Stellungnahmen von öffentlichen Stellen. Genug Stoff also, über den in den nächsten Tagen diskutiert wird. Auf den Prüfstand kommt dabei ein Projekt, das seit Bekanntwerden für Proteste sorgt.

Die Pläne von Amand

Die in Grumbach ansässige Amand Umwelttechnik plant, ihre am Ortsrand befindliche Lehmgrube auf 23Hektar zu verdoppeln und anschließend mit Sondermüll zu verfüllen. Die Lehmgewinnung läuft nach Bergrecht und ist genehmigt. Für die Einlagerung des Mülls braucht das Unternehmen eine Erlaubnis, die nur über das Planfeststellungsverfahren erreicht werden kann. Aber eigentlich, so stellt es Amand gerne da, wäre dies alles nichts Neues. „Alles läuft so weiter wie bisher“, sagte Amand-Geschäftsführer Rainer Dietze.

Denn bereits jetzt kommen jährlich zwischen 80000 und 100000Tonnen anorganische, mineralhaltige Abfälle und Klärschlämme in den Boden. Laut Unternehmensangaben stammen sie zu 85Prozent aus Sachsen, beispielsweise aus der Chipindustrie, aus Gießereien und von Baustellen. Weil die Kapazität der Deponie in absehbarer Zeit erschöpft ist, soll die Deponie nun in südliche Richtung erweitert werden. „Damit bewegen wir uns sogar weg vom Dorf“, erläutert Rainer Dietze.

Die Bedenken

Dass alles so weiter läuft, wollen aber die Bürger nicht länger hinnehmen. Die Grumbacher schreckt nicht nur der Gedanke an einen Kegel, der in seiner Spitze 24 Meter über dem Niveau des Ackerbodens liegen soll. Sie haben grundsätzliche Bedenken. Es ist eine Frage der Sicherheit. Feinstaub, Verwehungen, Geruchsbelästigung, die Sickerwasserführung, Anlieferverkehr – keiner möchte einen Giftmüllberg vor der Haustür haben, der auch in Zukunft überwacht werden muss. „Wir bauen eine Deponie nach neuestem Stand der Umwelttechnik“, betont dagegen der Geschäftsführer.

Das Verfahren

Auf den wasserundurchlässigem Lehmboden kommen Mineralgemisch, Kunststofffolie, Vliesmatten und Kies, bevor der Sondermüll im Loch verschwindet. Im Kies liegen Drainagerohre, die das Sickerwasser aus dem darüber liegenden Deponiekörper auffangen. Dieses wird abgepumpt, gereinigt und ins Abwassernetz eingeleitet. Ansonsten passiere im Deponiekörper nichts. „Weil es sich um anorganische Stoffe handelt, gibt es keine chemischen Reaktionen, es entstehen keine Gase, alles ruht“, erklärt Rainer Dietze.

Die Nachbarn sehen das anders. „Es sollen fast 400Stoffe genehmigt werden, davon ein Fünftel mit einem Glühverlustwert von über zehn Prozent. Es sollen – so wie jetzt schon mit Ausnahmegenehmigungen – Stoffe eingelagert werden, die noch chemisch reagieren, Gase freisetzen und schließlich zu erhöhten Setzungen führen können“, kritisiert Ulrich Klein von der Interessengruppe „Keine Deponie am Tharandter Wald“.