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Der Ärger mit den kleinen Kartoffeln

Ernte. Produzenten und Verarbeiter haben Sorgen mit der Knolle. Jetzt wird sie auch im Großenhainer Land zum teuren Edelgemüse.

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Von Klaus-Dieter Brühl

Sehen Sie sich das an“, sagt Otto Karitzki, der Chef der Großenhainer Kartoffelverarbeitung, und zeigt auf winzige, maximal hühnereigroße Knollen. „Die kann ich dem Lieferer nicht abnehmen, die fallen mir doch durch den Schäler“. Viel zu klein seien in diesem Jahr die Erdäpfel ausgefallen, der Ertrag ist schlecht.

Schuld ist das Wetter. „Es war zu lange trocken, so dass viele Knollen notreif geworden sind. 14 Tage zu spät hat es geregnet. Ansonsten wäre es eine sehr gute Ernte geworden“, sagt der Fachmann. Nun sind manche Kartoffeln gleich doppelt unbrauchbar: Einerseits haben sie durch die Notreifung zahlreiche Ableger, so genannte Kindel, gebildet, und die sind einfach zu klein für die Weiterverarbeitung. Aber auch die Mutterknolle ist nicht zu gebrauchen, denn sie hat ihre Stärke weitgehend an die Tochterknollen abgegeben, und schmeckt dann glasig, „wie toter Hund“, umschreibt es Otto Karitzki etwas drastisch. Also muss schnell gehandelt werden. Der Grokar-Chef fährt selbst zu seinen Lieferanten und prüft Qualität und Zustand der Kartoffeln. Jeweils eine 5,50 Meter lange Zeile wird getestet, Ertrag und Stärkegehalt werden geprüft. Dann wird entschieden, wann geerntet und geliefert wird. „Denn schließlich will der Lieferer gutes Geld für seine Ware. Das wollen wir ihm auch bezahlen, aber die Qualität muss stimmen“, sagt der Grokar-Chef und demonstriert die Prüfprozedur auf einem Feld der Kmehlener Agrar-GmbH bei Lenz. Die Landwirte haben dieses Jahr breitere und höhere Dämme gezogen, das verbessert normalerweise die Wasserhaltung. Aber diesmal hat auch das nichts genützt. Wenn der Klimawandel so wie vorhergesagt eintrifft, wird man über künstliche Bewässerung nachdenken müssen.

So kommt es, dass der Grokar-Kunde dieses Jahr für Qualitätsware auch etwas tiefer ins Portemonnaie greifen muss. Manchem zeigt Otto Karitzky gern ein kleines Schild in seinem Büro mit dem folgenden Spruch: „Die bittere Erinnerung an schlechte Qualität währt länger als die kurze Freude am niedrigen Preis.“ Wenn das kein Trost ist...