Von Erich Feuerriegel
1852 kaufte der Staat das zwischen Frauenkirche und Jakobstraße liegende Grundstück. Auf dessen Südostseite wurde 1855 das Postamt fertiggestellt, das sich bald als zu klein erwies. Daher wurde es 1888/89 umgebaut. In der sich immer weiter nach Süden ausdehnenden Stadt erhielt der Postplatz nun eine zentrale Stellung. Man plante, eine repräsentative Anlage mit Kunstbrunnen aus Marmor zu schaffen. Mit Ornamenten kunstvoll gepflasterte Wege wurden vorgesehen. Eiben, Liguster und eiserne Ziergirlanden, umrankt von wildem Wein, waren bestimmende gärtnerische Elemente. Im November 1887 wurde der Kunstbrunnen eingeweiht, der in Görlitz nur als „Muschelminna“ bekannt ist. Vier zum Brunnen führende gepflasterte Wege wurden 1889 angelegt. Das kaum zu bändigende übermäßige Wachstum der Sträucher zwang 1913 zu entsprechenden Korrekturen an diesem Platz. Nach Entwürfen des Gartendirektors Heinrich Diekmann wurden vier große Koniferengruppen um den Brunnen und Teile der Ligusterhecken entfernt und vor allem besonderer Wert auf den Blumenschmuck gelegt. An den Ecken des Platzes wurden Sitzbänke aufgestellt.
1937/38 wurde die Straßenbahn an der Nord- und Westseite des Platzes herumgeführt, die Fahrbahnen verbreitert und neu gepflastert. Dem inneren Rasenoval wurden drei annähernd dreieckige seitliche Flächen hinzugefügt. Die vier zum Brunnen hinführenden, mit Mosaikpflaster versehenen Wege verschwanden. An der nordwestlichen Kurve trennte eine Ligusterhecke die Straßenbahngleise vom inneren Gehweg. Umlaufend waren die Grünflächen mit niedrigen Rabattengeländern gefasst. Ein ringförmiges Blumenbeet umgab das Rasenoval, elektrische Leuchten zierten den umlaufenden Weg.
Gartendirektor Henry Kraft ließ in den 50er und 60er Jahren die Tradition der Blumenpflanzungen aufleben. Die 1979 vom Büro für Stadtplanung erarbeitete „Denkmalpflegerische Zielstellung“ entwickelte einen Vorschlag zur Wiederherstellung der 1887 angelegten Platzanlage. Doch dieser fand keine Verwirklichung.