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„Der Blitz wird dich schon nicht treffen“

Der Gedenkstein auf dem Prausker Berg amWegrand nach Zedligkündet von einemtraurigen Ereignis.

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Von Bernhard Donke

Am Ortsrand von Nieder Prauske, einen Ortsteil von Rietschen, nur wenige Meter von der Straße nach Neuliebel auf dem Prausker Berg steht ein aus Sandstein gefertigter Gedenkstein. Leider ist durch jahrelange Verwitterung und vermutlich auch durch unsachgemäßen Umgang damit die einst sehr saubere und fein eingearbeitete Inschrift kaum noch lesbar. So kann man nur noch mit viel Mühe die Jahreszahl 1863 erkennen.

Inge Jentho, eine Bewohnerin von Nieder Prauske, wusste über den Stein folgende Geschichte zu erzählen, die in ihrer Familie seit Generationen mündlich übertragen wurde: Der Stein erinnert an den tragischen Tod eines jungen Mannes, der hier vom Blitz erschlagen wurde. An einen heißen Sommertag im Juli des Jahres 1863 sollte der junge Mann Butter von Oberkosel (Zedlig) nach Nieder Prauske bringen. Auf die warnenden Worte des Jungen, wegen eines aufziehenden Gewitters den Gang nach Nieder Prauske aufzuschieben, reagierte die Mutter mit folgenden Worten „Der Blitz wird dich schon nicht treffen“. Doch wie das Leben so spielt: Kurz vor dem Ort auf dem Prausker Berg ereilte das Schicksal den Jungen. Ein Blitz traf in mitten ins Herz, und er verstarb sogleich an den Folgen. Aus Gram und Ärger über den unsinnigen Tod ihres Sohnes ließen die Eltern diesen Gedenkstein setzen. So die Geschichte der Frau.

Nachforschungen beim Koseler Heimatchronisten Johannes Zelder ergaben folgenden Hinweis im Buch „Geschichte der Kirchfahrt Cosel“ von G. Reinhardt, Verlag E. Hempel Weißwasser 1927. Darin steht: „1863 am 3. Juli wurde Carl August, des Kramers und Häuslers Carl Gottlieb Pohl in Ober-Cosel (Zedlig) einziger Sohn bei Nieder Prauske vom Blitz erschlagen, alt fast 21 Jahre. Im Koseler Kirchbuch findet sich der gleiche Eintrag, unter Alter: 20 Jahre, 10 Monate und 17 Tage.

Erika Röhle geb. Marko aus Rietschen -Werda kennt noch durch Erzählungen ihrer Mutter Frieda Marko geb. Herack aus Nieder Prauske den Inhalt des Spruchs der in der Inschrift des Steines stand und heute leider nicht mehr lesbar ist. Er soll so gelautet haben: „O Wanderer, Du gehst vorbei, weißt nicht, wann Dein Ende sei.“ Auch konnte die Frau den Inhalt der von Frau Inge Jentho erzählten Geschichte voll bestätigen. Bedauerlich ist, das der Stein heute in einem sehr schlechten Zustand ist und die Zeit absehbar, wo auf ihm überhaupt nichts mehr zu erkennen ist. Deshalb sollte sich die Gemeinde Rietschen schnellstens Gedanken machen, wie der weitere Verfall des Steins zu verhindern ist. Sandstein ist bekanntlich nicht gerade sehr resistent gegen schädliche Umwelteinflüsse. Eine Orientierungstafel mit entsprechender Legende würde vielleicht auch Wanderer anlocken.