Von Matthias Weigel
Einem aufmerksamen Ortschronisten entgeht nichts. Auch nicht, dass der Burgwartsberg zwischen Potschappel und Pesterwitz versteigert werden soll. Inklusive ist ein kleines Eichenwäldchen nebenan – das Flächennaturdenkmal „Ternickel“ mit Felsklippen des Minerals Brochantit. Aufgefallen ist der Verkauf dem Pesterwitzer Dorfhistoriker Eberhard Kammer in einer Zeitungsanzeige. Damit verbunden teilten nicht wenige die Sorge, dass das kleine Naherholungsgebiet mit historischer Bedeutung für die Bürger künftig nicht mehr zugänglich ist.
Diese Sorgen kann Revierförster Matthias Hänel vom Forstbezirk Bärenfels zumindest zerstreuen. Weder die Waldfunktion noch die öffentliche Nutzbarkeit änderten sich. Lediglich der Besitzer wechselt, der dann den Wald bewirtschaften kann. Geregelt ist das alles im Sächsischen Waldgesetz. In Paragraf elf heißt es: „Jeder darf Wald zum Zwecke der Erholung betreten.“ Das aber auf eigene Gefahr und nur so, dass die Natur und die Bewirtschaftung nicht gestört oder gefährdet werden. Nur bei Gefahr oder aus wichtigen Gründen wie Pflege- und Pflanzmaßnahmen sind Teilsperrungen möglich. Für Veranstaltungen braucht es die Genehmigung des Eigentümers.
Wer das sein wird, ist offen. Bis 14. September können noch Gebote bei der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) abgegeben werden. Eine Mindesthöhe gibt es nicht. Dass der Burgwartsberg versteigert wird, hat einfache wie komplizierte Ursachen zugleich: Nach der Wende wurden Flächen aus dem ehemaligen Volkseigentum zurückübertragen. Land und Städte erhielten zurück, was sie vorm Krieg einst besaßen. Auch Pächter und private Alteigentümer hatten die Möglichkeit, Flächen zurückzuerhalten bzw. können sich im Bieterverfahren bevorzugt beteiligen. Der Bund trennt sich nämlich nach und nach von den Grundstücken. „Wir haben in den letzten Monaten vor allem landwirtschaftliche Flächen angeboten, weil das aufwendiger und wichtiger war“, sagt Andrea Hubartschek von der BVVG. Da das größtenteils abgeschlossen sei, käme jetzt wieder Wald auf den Markt.
Auch in der Stadtverwaltung war der Verkauf schon Thema. Allerdings hat Freital kein Interesse am Erwerb der Flächen, erklärt Stadtsprecherin Inge Nestler. Einerseits fehle das Geld, andererseits die Notwendigkeit, dass die Stadt plötzlich aktiv zum Waldbesitzer werde. „Es bleibt ja eigentlich alles, wie es ist“, sagt Nestler. Das beträfe sowohl die Einordnung als Landschaftsschutzgebiet, die öffentliche Zugänglichkeit, als auch die Stele Castell Thorun.
Die vier Quadratmeter hat sich die Stadt bereits per Nutzungsvertrag gesichert. 2006 wurde hier eine Gedenkstele für das im 12. Jahrhundert errichtete „Castell Thorun“ eingeweiht.Die erinnert an die erste Erwähnung Dresdens vor über 800 Jahren, die mit dem Grenzstreit um die Wallanlage des Castells einherging.
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