Von Rolf Bäns
Am Schiller-Gymnasium in Pirna herrscht Trauer. Gottfried Hauser geht in den Ruhestand. Nach immerhin 43 Jahren Schuldienst und 45 Jahren als Chorleiter, Kantor und Musikpädagoge. Doch seinem Bad Schandauer Chor, dem „Liederkranz“, bleibt er treu. Als dieser Chorverein in den zwanziger Jahren gegründet wurde, war er der zweitälteste Chor in Sachsen überhaupt. Hauser ist Enkel und Nachlassbetreuer des Schandauer Kantors, Komponisten und Lehrers Paul Hartig. Der Opa war sein erster Lehrmeister. Hartigs Werke gingen auch in den Konzertplan des vor 50 Jahren gegründeten Kreiskulturorchesters Pirna ein. Doch nur von der Popularität seines Opas zu profitieren, war Hauser zu wenig. Zwischen 2000 und 2004 wirkte Hauser beim „Ostsächsischen Chorleiterseminar“, als Assistent von Jürgen Becker und Chef des Studiochores mit. Außerdem leitete er den „Profilchor des Friedrich-Schiller-Gymnasiums“ Pirna. Davon existiert sogar eine CD.
Doch nicht nur die praktische Musik hat es Hauser angetan. Als Referent bei der Seniorenakademie Pirna hat er unterschiedlichste Themen der Musikgeschichte anschaulich vermittelt.
Der Opa war Gottfried Hausers Lehrmeister
Musiker wie Hauser holen sich natürlich auch Anregungen von außerhalb. Einige Arbeiten von Kollegen führte er sogar weiter. Zu nennen wären da: Kantor Johannes Kahnt in Krippen, Chorleiter Rudolf Drescher, Bad Schandau, Fritz Meyer und Rudi Seifert, Herbert Burckhardt und Kurt Wittig, Schulleiter Oswald Kempe und der damalige Bürgermeister Bernhard Rückwald, Domkantor Dr. Erich Schmidt, Meißen, Professor Martin Flämig, Kapellmeister Rudolf Neuhaus und der Chordirektor der Staatsoper Dresden, Ernst Hinze, Domkantor Hans Otto, Freiberg, und viele andere klangvolle Namen, die sich um die Gestaltung sächsischer Kultur verdient gemacht haben. So, wie er die künstlerische Arbeit seiner Vorfahren und Kollegen achtet, so schwärmen seine Schüler von der Lebendigkeit seines Musikunterrichts. Musik ist ihnen nie zur Grauzone geworden. Hauser wollte nicht nur den Musikunterricht mit Vitalität ausgestalten, er hat auch die größten Musikmuffel überzeugt. So müssen wohl gute Lehrer sein.
Als Gottfried Hauser 1998 mit der „Goldenen Chorleiter-Ehrennadel“ vom Deutschen Sängerbund anlässlich seiner 40-jährigen Chorleitertätigkeit ausgezeichnet wurde, war das wohl die schönste Anerkennung seiner umfassenden musischen Tätigkeit in unserer Region.
Er hat Musikgeschichte mitgeschrieben
„Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nehme ich Abschied von meinem Berufsleben und war gern als Lehrer und Musiker tätig“, versichert Hauser und fügt hinzu: „Mein Beruf ist mein Hobby zugleich“.
Der aufgeschlossene Mann ergänzt: „Hinzu kommt die Gabe, mit allen Menschen, gleich welcher Herkunft, ob jung oder alt, zurecht zu kommen“. Und diese Aussage glaubt man ihm unumwunden. Wer ihn kennt, weiß, dass man mit ihm einfach reden kann, fachsimpeln zugleich, dass er dabei die Meinung anderer achtet, niemals verachtet und einen guten Rat stets ehrlich meint. Wie gesagt: Die Schiller-Schule trägt Trauer.