Von Franz Herz
Der Colmnitzbach sieht kaum freie Natur auf seinem Weg. Er entspringt auf einem Feld einen knappen Kilometer südlich von Pretzschendorf. Gleich fließt er fast vier Kilometer lang mitten durch Pretzschendorf. Kaum hat er hier den Ort verlassen, beginnt schon wieder Colmnitz. Auf einer Strecke von fünf Kilometern plätschert das Wasser hier zwischen Häusern, Straßen, Mauern und unter Brücken hindurch. Erst auf seinem letzten Stück darf der Bach die freie Natur im Tharandter Wald genießen, ehe er nach 16 Kilometern bei Naundorf in die Bobritzsch mündet. Friedlich fließt er dahin, kann aber auch gefährlich werden – weiter oben, vor allem im Unterdorf von Colmnitz.

Im Alltag ist es ein Bächlein, aber alle paar Jahre zeigt er den Colmnitzern seine dunkle Seite. Weil der Bach kein natürliches Umfeld hat, fließt das Wasser beim Starkregen schnell in den Bach und schießt ins Tal. Besonders im unteren Teil von Colmnitz bekommt der Bach dann eine enorme Gewalt, welche die Anwohner im Juni vergangenen Jahres erleiden mussten.
Den Wiederaufbau seitdem bemängeln Martina und Udo Drechsel aus Colmnitz in einem offenen Brief. Lediglich Brücken und Uferbefestigungen hätte die frühere Pretzschendorf Gemeinde wieder aufbauen lassen. „Das war leider, wie das Hochwasser 2013 zeigt, zu wenig“, lautet ihre Kritik. Sie fordern eine Erhöhung der Uferbegrenzungen und den Bau eines Rückhaltebeckens oberhalb von Colmnitz.
Bürgermeister Torsten Schreckenbach (Bürger für Klingenberg) kennt das Problem. Er weiß aber im Moment nicht so richtig, wie die Gemeinde es lösen kann. Denn sie allein hat es auf dem Tisch. Das Einzugsgebiet des Colmnitzbaches beginnt bei Friedersdorf und erstreckt sich zwischen den zwei Höhenrücken östlich und westlich von Pretzschendorf und Colmnitz, das ist alles Gebiet der Gemeinde Klingenberg. „Da kommt kein Wasser von oben aus dem Gebirge oder sonst woher“, sagt Schreckenbach.
Und dieses Gebiet hat so gut wie keinen Wald, der Wasser zurückhalten könnte. Frühere Sumpfflächen sind weitgehend trockengelegt. Und in den Orten sind ohnehin viele Höfe, Straßen und Plätze komplett versiegelt. So fließt bei Regen viel Wasser schnell in den Bach. Eine Möglichkeit für ein Rückhaltebecken gibt es praktisch auf der ganzen Länge bis ans Ortsende von Colmnitz nicht. „Zwischen Pretzschendorf und Colmnitz ist ein kurzes Stück ohne Bebauung. Das ist aber eine Wiese, die eignet sich auch nicht richtig dafür“, bedauert Schreckenbach.
Deswegen holt sich die Gemeinde Hilfe von Fachleuten. Sie will für den Colmnitzbach ein Konzept zum Hochwasserschutz ausarbeiten lassen. Das Vorhaben hat sie schon öffentlich ausgeschrieben. Diesen Wettbewerb hat das Planungsbüro Toscano in Dippoldiswalde gewonnen. Der Auftrag ist aber noch nicht unterschrieben, weil die Gemeinde noch auf die Fördergelder wartet. „Ich hoffe auf gute Ideen von den Planern“, sagt der Bürgermeister. Er erwartet keine Patentlösung, sondern eine Reihe von kleineren Maßnahmen, die zusammen den Colmnitzbach bändigen. Dabei werden auch die Grundstücksanlieger am Bach entlang mithelfen müssen.
Ihm würde daran liegen, dass das Geld für die Planung schnell kommt. Er nennt die Ortsmitte von Colmnitz, wo mehrere Bauvorhaben davon abhängen. Dort sollte die Straße in Ordnung gebracht werden. Doch das ist erst sinnvoll, wenn auch die Brücke so gebaut wird, dass sie künftigen Überschwemmungen standhalten kann. Um das zu beurteilen, benötigt die Gemeinde das Konzept für den ganzen Bach. Wenn das vorliegt, wird es immer noch dauern, bis davon einige Hochwasserschutzvorschläge umgesetzt sind, sodass dann die Bachanlieger in Colmnitz auch bei Regen wieder ruhiger schlafen können.