Von Jost Schmidtchen
Der Sonntag des Reichwalder Dorffestes stand wie immer im Zeichen der Musik. Schon beim musikalischen Frühschoppen mit den Reichwalder Blasmusikanten ging es gemütlich zu. Ihre Ursprünge hat die Kapelle vor fast 120 Jahren tatsächlich im Dorf. Heute sind deren Mitglieder in der ganzen Ober- und Niederlausitz zu Hause, doch das Konzert im Gründungsort gehört ganz einfach traditionell dazu. Und natürlich das Schlesierlied.
Am Nachmittag füllte sich das Areal rund um die Bühne frühzeitig. Für die Auftritte von Liane und Olaf Berger waren die besten Plätze begehrt. Während Olaf Berger den Schlagerfans hierzulande ein Begriff ist, kennen Liane eher wenige. Zumindest in Reichwalde hat sich das am Sonntag aber geändert. Die SZ hat mit der 37-jährigen Stuttgarterin vor ihrem Auftritt gesprochen.
Hallo Liane, Sie sollten doch schon voriges Jahr an gleicher Stelle auftreten. Was kam damals dazwischen?
Ich war schwanger, und es traten plötzlich Probleme auf. Da haben mir die Ärzte im Interesse meines zu erwartenden Kindes alle Auftritte untersagt. Drei Monate musste ich liegen. Als angehende Mutti übersteht man so etwas, und über die erneute Einladung nach Reichwalde habe ich mich riesig gefreut. Da kommt man doch gern.
Wurden Sie als perfekte Schlagersängerin geboren?
Natürlich nicht. Aufgewachsen bin ich in Walldürn im Odenwald, habe den Beruf einer Zahnarzthelferin erlernt. Singen, Theaterspielen, Ballett und Showtanz begleiteten mich allerdings schon während meiner gesamten Schulzeit. Es war einfach die Freude an der Sache, und so bin ich mit dem deutschen Schlager groß geworden.
Wie kamen Sie in das Profi-Geschäft?
Zunächst waren es private Auftritte wie bei Hochzeiten, dann folgte einmal eine Veranstaltung mit bekannten Künstlern in Walldürn, bei der auch Bernhard Brink und Jürgen Drews dabei waren. Beide wurden auf mich aufmerksam und sagten zu mir: „Liane, du kannst doch mehr.“ Plötzlich bekam ich Auftrittsangebote, und es kam das Management zustande, das bis heute meine Touren bucht.
Wie sieht Ihr musikalisches Spektrum aus?
Der deutsche und der deutsche volkstümliche Schlager gehören dazu. Mittlerweile habe ich über 60 eigene Titel im Repertoire. Den ersten habe ich 2007 aufgenommen. Für die Kompositionen sorgen mein Produzent Stefan Pössnicker und Rainer Hömig, der auch für einen Teil der Texte verantwortlich zeichnet. Die anderen Texte stammen von Helmut Frey.
Neben Sternstunden gab es in Ihrer Karriere auch weniger Schönes …
Ich lebe jetzt in Stuttgart und wurde dort 2014 als „Künstlerin des Jahres“ geehrt. Das ist ein regionaler Wettbewerb in Süddeutschland. Nominiert war ich auch für den „Herbert-Roth-Preis“ des MDR und für den „Grand Prix der Volksmusik“. Beide Wettbewerbe wurden aber von den Veranstaltern abgesetzt, es gibt sie nicht mehr. Damit entfielen dort meine Auftritte. Zu sehen bin ich im ZDF beispielsweise bei Stefan Mross in „Immer wieder sonntags“.