Von Marcus Herrmann
An den ersten Tag als Archivar kann sich Wolfgang Burkhardt noch gut erinnern. 1989 begann der heute 64-Jährige in Freital unter einfachsten Bedingungen. „Das Kreisarchiv war damals nicht mehr als ein kleiner und verfallener Ballsaal. Nach einer ersten Inspizierung der Lage war mir klar, dass einiges auf mich zukommen würde“, sagt Burkhardt. Doch bereut hat er diesen Schritt nie. „Das war die beste Entscheidung meines Lebens.“

Das Bewerten, Sichern und Erschließen von Akten, Nachlässen und Handschriften sowie die Zusammenarbeit mit Behörden und Dienststellen gingen ihm nach und nach immer leichter von der Hand. Dass seine akribische Arbeitsweise und freundliche Person auch von Mitarbeitern und Weggefährten sehr geschätzt werden, wurde auf der gestrigen Veranstaltung deutlich, mit der sich Burkhardt in den Ruhestand verabschiedete.
Um die 40 Gäste fanden sich im pittoresken Innenhof des Romantikhotels Deutsche Haus in Pirna ein, darunter langjährige Arbeitskollegen, Mitarbeiter von Verwaltungen und Museen und auch Landrat Michael Geisler (CDU). Sie alle folgten der Einladung des scheidenden Leiters des Landkreisarchivars. Diese Position hatte Burkhardt seit August 2008 inne. Wer sein Nachfolger werden soll, steht laut Aussage von Jana Mocker-Leikauf, Abteilungsleiterin für Zentrales, noch nicht fest. Doch diese Vakanz stand auch nicht im Mittelpunkt. Im Gegensatz zu Wolfgang Burkhardt. Im schicken Anzug erhob er das Sektglas und ließ in einer kurzen Rede sein bewegtes Arbeitsleben Revue passieren. Als wichtigste Eckpunkte nannte er etwa die Kreisreform von 1994 mit dem damit verbundenen Umzug des Kreisarchivs Freital nach Dippoldiswalde und die Verschmelzung beider Archive zum Kreisarchiv Weißeritzkreis. Im Jahr 2008 folgte die Verwaltungs- und Funktionalreform sowie ein erneuter Umzug, diesmal nach Pirna. Dort lagert heute auf Schloss Sonnenstein das gemeinsame Archiv des Kreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Eigentlich, sagt Burkhardt, sei es verwunderlich, wie er und seine Mitarbeiter bei all den Umzügen und Herausforderungen überhaupt die Erfüllung aller Tagesaufgaben eines Archivs bewältigen konnten. „Doch es ist gelungen, und darauf bin ich sehr stolz“, sagt der gebürtige Dresdner mit zittriger Stimme. Ob nun Ortschronisten, Historiker, Studenten, Mitarbeiter des Einwohnermeldeamtes, von Museen oder interessierte Privatpersonen – Burkhardt und seine Mitstreiter standen mit historischem Fachwissen stets helfend zur Seite.
Nun ist für ihn damit also Schluss. Doch Wehmut und Langeweile werden auf seinem neuen Weg sicher nicht aufkommen, sagt der Archivar. „Dafür sind die Erinnerungen an die Erfolge meiner Karriere zu schön.“ Damit meint er etwa den unter seiner Mitarbeit realisierten Archivverbund Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, seine siebenjährige Tätigkeit als Vorstandsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Kreisarchive und natürlich seinen vom Kreis anerkannten Entwurf für das Landkreiswappen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. „Damit bin ich in die Geschichtsbücher eingegangen“, sagt Burkhardt mit einem herzlichen Lachen.
In Zukunft möchte er viel Zeit mit seiner Familie verbringen, sein Wochenendgrundstück an der Talsperre Malter pflegen und zwei Leidenschaften frönen: der klassischen Musik und der zivilen Luftfahrt.