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Der erste Namensträger wurde dringend benötigt

Dass jeder Vorname seine Bedeutung hat, gehört heute zur Allgemeinbildung. Aber auch Familiennamen haben ihren Inhalt, verweisen auf typische Merkmale der ersten Namensträger. In der SZ-Serie „Nomen est...

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Von Katja Mielcarek

Dass jeder Vorname seine Bedeutung hat, gehört heute zur Allgemeinbildung. Aber auch Familiennamen haben ihren Inhalt, verweisen auf typische Merkmale der ersten Namensträger. In der SZ-Serie „Nomen est Omen“ analysiert Daniela Ohrmann, Wissenschaftlerin in der Abteilung Namensforschung am Institut für Slavistik der Universität Leipzig, jeden Sonnabend den Namen eines unserer Leser.

Bei „Treptow“ denken die meisten wohl zuerst an den Stadtteil Berlins. Nicht so Ursula Holtschke aus Mücka, denn ihr Mädchenname lautet Treptow. Im elektronischen Telefonbuch Deutschlands hat unsere Namens-Expertin Daniela Ohrmann fast 750 Einträge gefunden, die meisten davon in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen.

In diesem Fall gibt es gleich zwei Hinweise, denen Daniela Ohrmann auf der Suche nach der Bedeutung des Namens folgen kann. „Die Endung -ow weist auf eine slawische Herkunft hin. Und die Namensgleichheit mit dem Berliner Stadtteil könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Ort und der erste Namensträger zusammenhängen. Es bietet sich an, zu schauen, ob es noch weitere Orte dieses Namens gibt, und wie sich deren Namen im Laufe der Zeit verändert haben. Das gibt einen ersten Hinweis darauf, wie der Familienname entstanden sein könnte.“

Gleich drei Orte mit diesem Namen hat unsere Namens-Expertin neben dem Berliner Stadtteil gefunden: Treptow an der Tollense, das heutige Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern; Treptow bei Pansin, ebenfalls Mecklenburg-Vorpommern und Treptow an der Rega, heute Trzebiatow, nordöstlich von Stettin.

Die Namensbücher sind sich einig, dass der Name Treptow letztlich auf die altslawischen Wörter „treba“ für „nötig, notwendig“ oder „trebovati“ für „bedürfen“ zurückzuführen ist. Also scheint der erste Namensträger in der Gemeinschaft eine gewisse Bedeutung gehabt zu haben.

Aber zwischen den Ausgangswörtern und dem Ortsnamen Treptow liegen bei den verschiedenen Ortschaften verschiedene Zwischenstationen.

Das ehemalige Treptow an der Tollense trug diesen Namen offiziell erst seit 1939. Als ältere Formen sind Trybethowe (1175), Trebutowe (1191), Tributowe (1245) und Treptowe (1254) überliefert. „Namensforscher leiten diesen Namen dieses Ortes von dem slawischen Personennamen Trebota ab“, erklärt Daniela Ohrmann. „Die Endung -ow drückt eine Zugehörigkeit aus, so dass dieser Ort Treptow mit Ort eines Trebota zu übersetzen wäre.“

Anders sieht das bei dem Treptow aus, das heute ein Stadtteil Berlins ist. Hier ist als alter Name „Trepkow“ überliefert. Die Namensforscher gehen deshalb davon aus, das sie aus der altpolabischen Grundform „Trebkov“ entstanden ist. Diese Grundform wird entweder über einen Vornamen eines dort Wohnenden – zum Beispiel Trebislav – oder einen Gewässernamen – im Jahre 1681 taucht die „Treptau“ in den Büchern auf – zum Ortsnamen geworden.