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Der Geschirrspüler im Wald

Sachsenforstmitarbeiter sammeln erneut illegal entsorgten Müll in der Region um Graupa . Ein Fund macht besonders betroffen.

Von Mareike Huisinga
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Revierförster Michael Blaß hat in seinem Anhänger gesammelten Sperrmüll im Wald bei Graupa verstaut. Ganz oben liegt eine Geschirrspülmaschine, die illegal entsorgt wurde.
Revierförster Michael Blaß hat in seinem Anhänger gesammelten Sperrmüll im Wald bei Graupa verstaut. Ganz oben liegt eine Geschirrspülmaschine, die illegal entsorgt wurde. © Daniel Schäfer

Verärgert steht Michael Blaß vor dem großen Müllhaufen, den er auf seinem Anhänger geladen hat. "Wer macht so etwas?", fragt sich der Revierförster leise. Bei der jüngsten Sammelaktion der Waldarbeiter des Sachsenforstes  in der Region um Graupa kam wieder eine traurig große Menge an Unrat zusammen. Ein Geschirrspüler, Schränke, ein Sandkasten für Kinder, Flaschen, zahlreicher Plastikmüll und - besonders ekelig-gebrauchte Inkontinenz-Hygieneprodukte.

Blaß schüttelt mit dem Kopf. "Ich sehe hier fast ausschließlich Müll, den man kostenlos entsorgen kann. Es ist doch einfacher mit einer Karte Spermüllabfuhr zu beantragen, als den Sperrmüll in aller Heimlichkeit in den Wald zu schleppen", erklärt der Experte.

Regelmäßig müssen er und seine Kollegen das Waldgebiet bei Graupa absuchen, wo erfahrungsgemäß immer besonders viel Müll liegt. Diesmal machten die Sachsenforstleute  einen besonders traurigen Fund. "Jemand hatte eine tote Ziege im Wald abgelegt. 

Es war eindeutig nicht der Wolf, das tote Tier zeigte keine Bissspuren auf", berichtet Blaß. Ebenfalls auffällig: Bei der jüngsten Sammelaktion wurden zahlreiche Altkleider-Säcke gefunden. "Ich denke, zu Corona-Zeiten haben viele die Muße, ihre Schränke zu kontrollieren und nicht mehr benötigte Kleidung auszusortieren. Wenn dann die Container voll sind, werden die Säcke entweder einfach daneben gestellt oder eben in den Wald gebracht. Beides ist nicht in Ordnung", betont der Förster.

Gefahr in Verzug

Besteht Gefahr, dass giftige Stoffe in den Boden sickern, muss er schnell handeln und Ölkanister oder Batterien umgehend entsorgen lassen. Auch organischer Abfall ist problematisch für den Wald. "Pflanzen aus dem Hausgarten haben im Wald nichts zu suchen, da sie die Flora verfälschen", erklärt der Revierförster und zeigt auf eine Tomaten- sowie auf eine Kartoffelpflanze, die sich nahe des Kompostmülls ausgesamt haben. Diese Pflanzen locken Wildschweine und Waschbären an, die somit auch zu nah an die Ortslagen herankommen, sagt der Fachmann.

Engagement von Bürgern

Den jetzt gesammelten Müll bringt er zu einer Entsorgungsfirma. Die Kosten dafür übernimmt der Sachsenforst, also letztlich muss der Steuerzahler für die Verschmutzung zahlen. Es gibt natürlich auch Menschen, die anders denken und handeln als die Müllsünder. Sehr gefreut hat sich Michael Blass  über das Angebot einer jungen Frau aus Oberpoyritz. "Wegen der Corona-Krise kann sie ihre Ausbildung derzeit nicht fortsetzen. Sie wollte uns beim Sammeln unterstützen,  bat uns, einen Container aufzustellen, damit sie ihre Funde dort entsorgen konnte. Er wurde schnell voll", erzählt Blaß. Bereits im vergangenen Jahr kam Hilfe  von der Heilpädagogischen Schule Bonnewitz. Damals sammelten die Mädchen und Jungen insgesamt sieben Kubikmeter Unrat entlang der Kastanienallee bei Graupa.

Kein Umweltsünder sollte sich übrigens sicher fühlen. Blass kennt mittlerweile die einschlägigen Stellen, wo Müll illegal entsorgt wird. Öfter fährt er Kontrolle, auch am Wochenende privat. Manchmal bekommt er Hinweise von Bürgern, denen er dann sofort nachgeht.

Förster fährt Kontrolle

Sauerei: Unbekannte haben ihren Sperrmüll einfach ausgeladen und an die Verbindungsstraße zwischen Pirna und Großsedlitz gestellt.
Sauerei: Unbekannte haben ihren Sperrmüll einfach ausgeladen und an die Verbindungsstraße zwischen Pirna und Großsedlitz gestellt. © Archiv/Marko Förster

Allerdings laden Unbekannte nicht nur im Wald um Graupa ihren Müll ab. Erst vor kurzem geschah das auch der Straße zwischen Pirna und Großsedlitz. Hier wurden unter anderem ein Elektroherd und ein Kinderwagen entsorgt.

An diesem Standort obliegt die illegale Ablagerung der Unteren Abfallbehörde des Landkreises. Die Behörde geht der jeweiligen Anzeige nach, versucht den Täter zu finden und verfolgt die Ordnungswidrigkeiten entsprechend. Wird ein Verursacher gefunden, dann hat dieser auch seine wilden Ablagerungen zu beseitigen und die Kosten zu tragen. Das gilt generell für Privat- oder Gemeindeland.

Wird kein Verursacher gefunden, wird der Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal (ZAOE) aktiv und beräumt den Müll. Das teilt ZAOE-Geschäftsführer Raimund Otteni mit. Die Kosten für die Beseitigung der wilden Ablagerungen werden aus dem Gebührenhaushalt finanziert und auf alle Haushalte umgelegt. Also letztlich zahlt auch hier wieder die Gemeinschaft für die wenigen, die sich nicht an die Regeln halten.

Zunehmend unterstützen die Gemeinden mit ihren Ordnungsämtern Landkreis und ZAOE nach Kräften, sowohl bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Verursacherermittlung als auch bei der Erteilung von Ordnungsstrafen und dem Zusammentragen der Abfälle.

Im Jahr 2019 sind im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 242 Tonnen Abfälle illegal abgelagert worden. Dazu zählen Sperrmüll, Grünschnitt, Reifen und Elektroaltgeräte. Im Landkreis Meißen waren es 314 Tonnen Abfälle, so Otteni

So kommt der Müll zum Entsorger

Wie sollte Sperrmüll korrekt entsorgt werden?

Illegale Ablagerungen von Sperrmüll sollte es eigentlich nicht geben, da die Entsorgung des Sperrmülls in der Regel gebührenfrei ist. Jeder Haushalt hat die Möglichkeit, zweimal im Jahr eine gebührenfreie Abholung von haushaltstypischen Mengen mittels Bestellkarte zu veranlassen oder mit Vorlage der Bestellkarte auf den Wertstoffhöfen  selbst anliefern. Weiterhin kann die Sperrmüllabholung elektronisch über www.zaoe.de angemeldet werden.


Extraservice kostet extra

Soll der Sperrmüll aus der Wohnung, dem Keller oder aus anderen Räumlichkeiten geholt werden (Vollservice), so ist dies auf der Sperrmüllkarte zu vermerken. Dafür fällt eine Servicegebühr pro Zeiteinheit laut geltender Gebührensatzung an. Eine Zeiteinheit beträgt 15 Minuten. Dieser Service ist derzeit aufgrund Corona ausgesetzt.


Sperrmüll muss korrekt abgestellt werden

Der genaue Abholtermin liegt bei zirka vier Wochen nach Eingang der Doppelkarte oder der Vorlage des vollständig ausgefüllten Formulars bei dem jeweiligen Entsorger. Dieser wird mindestens eine Woche vorher den genauen Abfuhrtermin mitteilen. Der Sperrmüll ist so abzustellen, dass für das Entsorgungsfahrzeug ein ausreichend breiter Anfahrtsweg bleibt. Die Gegenstände sind nicht auf Grünanlagen, zwischen Abfall- oder Wertstoffbehältern, auf Privatwegen oder Garagenhöfen zu lagern.

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