SZ +
Merken

Der Geschmack von Mexiko

Zwei Dresdner holen eine Kult-Limo aus Lateinamerika nach Deutschland.

Teilen
Folgen
© René Meinig

Von Jana Mundus

Die Geschäftsidee von Alexander Wolf und Marcel Goldberg schippert über den Atlantik. Flaschenweise. In riesigen Containern verladen, landet regelmäßig fruchtiges Sodawasser in Deutschland. Direkt aus Lateinamerika.

Vor gut 15 Jahren tranken die beiden Dresdner zum ersten Mal Limo der Marke Jarritos in Mexiko. Die ist dort so bekannt wie Coca Cola und längst Kult. Auch in Frankreich, Spanien oder England ist das Getränk zu haben. In Deutschland bisher nicht. Das wollten Wolf und Goldberg ändern. Sie ahnten nicht, dass sie mit ihrer Idee sogar im Bundesumweltministerium für Stress sorgen würden.

An sein erstes Jarritos kann sich Alexander Wolf noch gut erinnern. „Bei uns kennt man nur Limo. Das mexikanische Soda ist etwas ganz anderes, es ist viel fruchtiger“, sagt er. Neben geläufigen Geschmacksrichtungen wie Limette, Mandarine und Grapefruit gehören auch Mango, Ananas und Guave zum Angebot. Die Grundsüße kommt vom Rohrzucker. Der Rest sind natürliche Fruchtaromen. Seit 1950 wird das Soda so hergestellt. Zusätzlich stellt Jarritos auch eine würzige Cola-Variante her.

Die Planungen für den Sprung nach Deutschland beginnen vor einem Jahr. Per E-Mail fragen Alexander Wolf und Marcel Goldberg bei Jarritos an, ob sie die Marke hier verkaufen dürfen. Erst mal tut sich nichts. Dann meldet sich ein gewisser Raymundo Gomez. Er ist zuständig für die Expansion der Soda-Marke. Prompt kommt er nach Deutschland. Zwei Tage hintereinander treffen sie sich in Leipzig. Allerdings ohne knallharten Businesstalk.

Den Mexikaner interessiert eher, was für Menschen er da vor sich hat. „Alles war sehr persönlich. Wir haben sogar Rezepte seiner Oma bekommen“, erinnert sich Goldberg an das etwas andere Geschäftsgespräch. Am Ende halten sie ihren ersten Vertrag mit Jarritos in den Händen – auf einem Schmierzettel. Gomez meint, der sei bindend für ihn. Und so kommt es dann auch. Die Dresdner gründen die Mexican Soda Company.

Sie stoßen allerdings bald auf eine Hürde: das deutsche Pfandsystem. Die Flaschen werden in Mexiko befüllt und kommen von dort nach Deutschland. Ein Wiederbefüllen ist nicht möglich, weil das Leergut dafür nach Mexiko zurück müsste. Nach deutschem Pfandsystem sind es also Einwegflaschen. „Allerdings werden sie in einem Mehrwegkasten geliefert“, erklärt Geschäftsführer Alexander Wolf. Ob das in Deutschland erlaubt ist? Bis ins Bundesumweltministerium telefonieren sie, um genau das zu ergründen. Dort stellt man erst einmal Nachforschungen an. Nach vielen Wochen bekommen sie die Zusage. Wenig später kommen die ersten fünf Container mit Jarritos in Deutschland an. Jetzt heißt es, die Ware auch zu verkaufen. Auf Messen sind die beiden seitdem unterwegs, um die Gastrobranche von ihrem Getränk zu überzeugen. Die Resonanz ist bis jetzt positiv. Die ersten 100 000 Flaschen waren schnell verkauft. Nicht nur an mexikanische Restaurants, sondern auch an Hotels und Bars. Nachschub ist geordert. Für das erste Geschäftsjahr haben sich die Gründer den Verkauf von einer Million Flaschen vorgenommen. „Mittelfristig wollen wir zehn Millionen jährlich absetzen“, so Wolf. Ein Teil wird auch im eigenen Onlineshop verkauft. Die Konkurrenz von Coca Cola, Fanta und Co. scheuen die beiden nicht. Sie hätten einen großen Vorteil auf ihrer Seite, sagt Wolf. „Wir schmecken anders.“