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Der „Geschmückte“ verbreitete sich rasant

Als frühes Zeugnis für einen mit Stern und Lichtern geschmückten Tannenbaum findet sich auf einem Kupferstich von Lucas Cranach, dem Älteren, aus dem Jahre 1509. Es ist kaum vier Jahrhunderte her, seit die Tanne als Weihnachtssymbol im europäischen Strassburg auftauchte.

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Von Christian Schöne



Als frühes Zeugnis für einen mit Stern und Lichtern geschmückten Tannenbaum findet sich auf einem Kupferstich von Lucas Cranach, dem Älteren, aus dem Jahre 1509. Es ist kaum vier Jahrhunderte her, seit die Tanne als Weihnachtssymbol im europäischen Strassburg auftauchte. Aus einer Reisebeschreibung Anfang des 17. Jahrhunderts (1604) wurde überliefert, dass man in Strassburg zur Weihnacht den Tannenbaum aufstellte und diesen mit bunten Papierrollen, Flittergold, Äpfeln, Nüssen und Zuckerwerk schmückte. Das war die erste Nachricht über einen „geputzten“ Weihnachtsbaum.

Waren es die

„alten Schweden“?

Die Kerze am Weihnachtsbaum soll von den „alten Schweden“ im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) über die Ostsee auf das europäische Festland herübergebracht worden sein. Zwei französische Minnegesänge aus dem 12. und 13. Jahrhundert besingen den strahlenden Lichterbaum mit dem Kindlein an der Baumspitze. Doch es ist sehr umstritten, ob man diesen „Lichterbaum“ als Vorläufer des Weihnachtsbaumes ansehen kann. Den Germanen soll die Tanne als Festbaum bekannt gewesen sein, in den heiligen zwölf Nächten sollen sie Tannen vor ihren Behausungen aufgestellt haben. Zur guten Sitte ist es in unserer Zeit geworden, dass die festlich geschmückten Weihnachtstannen im Kerzenlicht erstrahlen und damit die Weihnachtsmärkte landauf, landab Treffpunkte zum Kauf, Essen und Trinken geworden sind. Es ist der „Christbaum für jedermann“. Die Devise lautet sehen und gesehen werden. Der „Geschmückte und Strahlende“ tauchte nach dem Ersten Weltkrieg zuerst im Harz auf, fand danach rasante und schnelle Verbreitung in deutschen Landen. Weihnacht ohne Christbaum heute in Deutschland ist undenkbar. Wo die Deutschen im entferntesten Erdenwinkel wohnen oder weilen, da erstrahlt diese bedeutsamste Weihnachtssymbol. Der Gesang des weit verbreitesten aller deutschen Weihnachtslieder, das Lied vom Tannenbaum, weckt gleichzeitig Sehnsucht und Heimweh nach deutscher Weihnacht und Heimat.

Im Zentrum steht die heilige Familie

In althergebrachten Sitten und Bräuchen fest verwurzelt, feiert der Erzgebirgler das Weihnachtsfest. Eines der schönsten Lieder ist das „Heiligahmd-Lied“. Und da werden die oft von Generation zu Generation „vererbten“ Weihnachtspyramiden und -figuren wieder aufgemotzt, neu geschnitzt und bemalt. Keine richtige Erzgebirgsweihnacht ohne „Permätt“. Dreh- und Angelpunkt sind der Kerzen warmer Hauch und die heilige Familie im Zentrum der Feierlichkeiten. Maria mit dem Kinde in der Krippe, das unter ärmlichen Verhältnissen zur Welt kommt, seine Wiege eine Futterkrippe, Josef, der Zimmermann, ist ihr Begleiter. Engel verkünden das Ereignis, die Hirten suchen das Kind in der Krippe auf und breiten die Botschaft von ihm aus.

Neben den Hauspyramiden, die sich durch den Wärmehauch der Kerzen drehen, wird die heimliche Zeit voller Flockenwirbel und Märchenzauber eingeläutet. Über dämmergrauen Tagen hängt der Schneehimmel wie weiche Watte, und die ganze Welt wird zur Bühne eines schneeverzauberten Wintermärchens. Frau Holle und ihre Goldmarie haben ganze Arbeit geleistet. Spielzeugbunt sind die Boulevards, Schaufensterauslagen sind Paradiese erfüllbarer und unerfüllbarer Kinderträume und -wünsche. Der Tag der heiligen Barbara ist der 4. Dezember. Sie gilt als Patronin der Bergleute, pflückt ein junges Mädchen an diesem Tag einen Kirschzweig, bricht dieser am Christtag auf und zeigt weiße Blüten, so klopft das Glück an ihre Tür. Am 6. Dezember stapft der Nikolaus mit weißem Bart, Filzstiefeln, rotem Mantel und Pelzmütze treppauf, treppab. Mit Gaben im Sack für die „braven Kids“ und die Besenrute für die „bösen Kinder“ in der Hand. In der Musikgeschichte wurde die Weihnachtsgeschichte immer wieder vertont, das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach ist wohl die bekannteste. 1223 hielt Franz von Assisi in Greccio (Italien) eine Krippenfeier, die zum Vorbild für ähnliche Gestaltungen und Feiern auch an anderen Orten dieser Welt wurde.

Das Fest aller Feste

rückt näher

Die Krippendarstellungen der Kirchen wurden im 18. Jahrhundert in das Familienbrauchtum übernommen und haben sich bis heute erhalten. Kranz, lateinisch Corona = Krone. Der Adventskranz mit seinen vier Kerzen symbolisiert die vier Adventssonntage. Silberner und Goldener Sonntag, Licht durchflutete Straßen, überall hastende Menschen, die nach einem Schnäppchen auf der „Jagd“ sind. Vergnügte, zufriedene und strahlende Kaufmannsgesichter, in Supermärkten und Tante-Emma-Laden prall gefüllte Kassen und leer gefegte Lager. Näher rückt das Fest aller Feste, Heiligabend, der seligste aller Tage des Jahres, ist da.