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Der Glaube gibt Kraft

Der erste Geburtstagsbesuch hatte sich schon für Freitagvormittag angesagt. Am Sonnabend saßen dann mehr als vierzig Gäste an der liebevoll gedeckten Festtagstafel im Caritas-Seniorenwohnheim in Schirgiswalde, um mit Anna Fabich auf ihren Ehrentag anzustoßen.

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Von Annett Kschieschan

Der erste Geburtstagsbesuch hatte sich schon für Freitagvormittag angesagt. Am Sonnabend saßen dann mehr als vierzig Gäste an der liebevoll gedeckten Festtagstafel im Caritas-Seniorenwohnheim in Schirgiswalde, um mit Anna Fabich auf ihren Ehrentag anzustoßen. Auf 100 Jahre Lebenserfahrung. „Sie hat immer gesagt, dass sie nie so alt werden wollte. Und nun hat sie es doch bis zum Hundertsten geschafft“, sagt Johann Fabich. Der 71-Jährige ist der älteste Sohn der Jubilarin. Regelmäßig besucht der Sohlander die Mutter. Seit vier Jahren lebt Anna Fabich im Seniorenwohnhaus. Ob es ihr hier gefällt? „Na doch, es ist schon gut hier“, sagt die alte Dame mit dem schneeweißen Haar nach kurzem Nachdenken resolut. „Aus ihren Munde ist das ein großes Lob“, wirft Johann Fabich lächelnd ein. Er erzählt weiter, wenn seine Mutter im Gespräch einmal den Faden verliert. „Dabei unterhält sie sich eigentlich gerne“, versichert Johann Fabich.

Das ist das Stichwort für die Jubilarin. Mit kleinen Unterbrechungen und dem typischen Zungenschlag des Oberlandes erzählt sie von der schweren Arbeit in dem kleinen Landwirtschaftsbetrieb in der Nähe von Schluckenau, wo sie aufgewachsen ist. Von der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Juli 1946 musste die Familie das eigene Grundstück zurücklassen. Ein Verlust, den Anna Fabich nie überwinden konnte. Bautzen, wo sie die Hälfte ihres Lebens verbracht hat, ist für die Seniorin immer „nur die zweite Heimat“ geblieben. Bis 1998 hat sie in der Spreestadt gewohnt. Hier verlebten die beiden Söhne und die Tochter ihre Jugend, der Ehemann hatte eine Anstellung beim Waggonbau gefunden. Und auch Anna Fabich selbst hat eine zeitlang dort gearbeitet. Die knappe Freizeit gehörte der Gartenarbeit. „Die Eltern haben in Bautzen drei Schrebergärten bewirtschaftet. Das hat beiden Spaß gemacht. Mutter hatte ja von jeher ein Händchen für alles was mit Landwirtschaft zu tun hatte“, erklärt Johann Fabich.

Aber auch für die Kunst hatte Anna Fabich Interesse. Die Auftritte mit dem Laientheater in ihrem Heimatort gehören zu den schönsten Jugenderinnerungen der alten Dame. Zu ihrem 100. Geburtstag machte die Aufregung um den großen Tag Anna Fabisch etwas zu schaffen. Dazu kommen gesundheitliche Probleme. Anna Fabich ist auf den Rollstuhl angewiesen. Ein Grund, warum direkt im Seniorenwohnhaus gefeiert wurde.

Trotz der Behinderung nimmt sie ab und zu an Veranstaltungen im Heim teil. Wichtig sind ihr die Gottesdienste in der Hauskapelle und die Gespräche mit einem pensionierten Pfarrer, der sie regelmäßig besuchen kommt. Der Glaube an Gott hat für Anna Fabich immer eine große Rolle gespielt. „Ich bin sicher, dass ihr das in den vielen schweren Zeiten ihres Lebens sehr geholfen hat“, so Johann Fabich.