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Der Hofstaat sorgt dafür: Es wird pünktlich geweckt!

Graf Schlaf wirkt ganz munter. Obwohl er noch gar nicht wach sein dürfte. Denn erst am 14. Juni, Punkt 18 Uhr, ist seine Stunde gekommen. Dann schreitet er mit dem Hofstaat in das Areal rund um das Palais im Großen Garten.

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Von Ivette Wagner

Graf Schlaf wirkt ganz munter. Obwohl er noch gar nicht wach sein dürfte. Denn erst am 14. Juni, Punkt 18 Uhr, ist seine Stunde gekommen. Dann schreitet er mit dem Hofstaat in das Areal rund um das Palais im Großen Garten. Der Beginn von zwölf Stunden barockem Fest, dem Graf Schlaf Ball.

„Im vorigen Jahr hieß das Ganze Lichterfest. Doch davon gibt es in Deutschland mittlerweile so viele, dass wir uns abheben wollten“, sagte am Freitag Markus Johne alias Graf Schlaf. Das Konzept ist aber unverändert. Eine Nacht lang versinken Hunderte in die Zeit des Barocks. Denn wie schon im vorigen Jahr: Kostüm ist Pflicht. Dabei darf es aber auch schon mal skurril und ausgefallen sein.

Noch mittags in den weichen Federn

Begonnen hat das ganze Spektakel schon 1995 in Leipzig. „Wir wollten in unserem Freundeskreis einfach mal ein anderes Fest machen“, erinnert sich Johne. Schnell ernannte er sich selbst zum Grafen. „Mit dem Namen wollte ich meinen Vater ärgern“, so Johne. Denn der machte sich Sorgen um den Sprössling, der damals Physik studieren sollte. Doch der lag noch mittags in den weichen Federn, erholte sich von den selbst organisierten Feiern. Erst bei der Anrede Graf drehte sich das Söhnchen aus dem Bett. Ging es ums Feiern, war er viel schneller raus. Denn die prachtvollen Feste wurden immer wiederholt, auf verschiedenen Schlössern in Sachsen. „Irgendwann wollten wir nach Dresden. Keine andere Stadt verkörpert die barocke Lebensart so sehr.“ In diesem Jahr erwartet die Gäste am frühen Abend Angeln in den gräflichen Gewässern, eine Esellaufkampfbahn, Sänftenrennen. Und eine große Show. Natürlich defiliert der Graf zu seinem Thron, natürlich gibt es eine Menge Gefolge, die ihrer Durchlaucht die Ehre erweisen. Und natürlich gibt es einen Zeremonienmeister namens Othello und jede Menge Tanz. Ein Schauspiel führt die Besucher ins Altersheim des Hofstaates, ein kleiner Zeitsprung von nur 20 Jahren. Und es wird gekuppelt. Im Kabinett der Leidenschaften stehen Diener und Boten bereit, die eine Verabredung mit der Herzensdame oder dem Herzensmann arrangieren. Zusammen können die dann ein Seefeuerwerk zu später Stunde genießen.

Einstimmung auf den Graf Schlaf Ball gibt es schon einen Tag vorher. Am Freitag heißt es im Palais im Großen Garten: Ob Monsieur oder Comtesse – Mit Perle geht’s zum Fest! Eine Gruppe von Studenten lädt zur Sommerserenade. Französisches Theater mit Jean Pierrot, Tango mit Bertram Quosdorf oder Flamenco mit Inma Gomez.

Für beide Veranstaltungen gilt: Alle machen aus Spaß mit, Geld verdienen sie nicht damit. 80 Mitwirkende gibt es allein beim Ball. „Es ist seit Jahren ein teures Hobby von uns“, sagt Johne. Aber schon entspannen sich seine Gesichtszüge wieder. Graf Schlaf braucht jetzt erst mal wieder seinen Schlaf. Im Juni wird er dann zum richtigen Zeitpunkt von seinem Hofstaat geweckt.