SZ +
Merken

Der Kapellmeister ist tot

Als künstlerischer Leiter führte er viele Chöre in Pirna und Umgebung. Karl Heinz Hanicke starb mit 91 Jahren.

Teilen
Folgen

Von Peter Salzmann

In tiefer Trauer musste der Sächsische Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“ Dresden zur Kenntnis nehmen, dass sein Ehrendirigent Karl Heinz Hanicke am 23. Februar mit 91 Jahren verstorben ist. Der langjährige Kapellmeister an der Staatsoperette Dresden und erfahrene Chorpädagoge hat sich große Verdienste um den Bergsteigerchor erworben, den er an der Seite von Chordirektor Werner Matschke ab 1978 künstlerisch betreute. Als der populäre Künstler im November 2003 nach zwei ausverkauften Bergsteigerchor-Jahreskonzerten im Kulturpalast als Dirigent von der Bühne abtrat, bereiteten ihm 5 000 Besucher mit stehenden Ovationen einen triumphalen Abgang. Werner Matschke sagt über den Weggefährten: „Wir waren beide ein ideales Chorleitergespann. Für unseren Chor und für mich ein großer Verlust“.

Chor-Organisationsleiter Holger Günzler beschreibt den Dirigenten: „Seine Gesten waren eindeutig. Er verlangte Disziplin von Solisten, Chor und Musikern gleichermaßen und verlangte stets professionelle Hingabe. In den Proben erwartete er unerbittlich Leistung.“ Und anschließend saß er als Freund gern mit in geselliger Runde.

Karl Heinz Hanicke, geboren in Pirna, hat auch im Chorwesen in Pirna und Umgebung nach dem Zweiten Weltkrieg vielen Menschen den Gesang nahe gebracht. Volkschöre in Pirna, Copitz, Struppen, Königstein und Rathmannsdorf führte er als Künstlerischer Leiter, Berater und lebensfroher Mensch zu schönen Erfolgen. „Unvergessene Jahre“ nannte er die Zeit bis 1953. Nur noch wenige Pirnaer werden sich erinnern: Am 16. Mai 1953 spornte Karl Heinz Hanicke 30 Musiker des Pirnaer „Euphonia“-Orchesters und 500 Laiensänger in den „Tannensälen“ mit den unsterblichen Strauß-Melodien „An der schönen blauen Donau“ zu einer Leistung an, die brausenden Beifall herausforderte und selbst gestrenge Rezensenten zu Lobeshymnen zwang. In der „Tanne“ übrigens wirkte Hanicker unter Intendant Hans Kram als Dirigent und Repetitor am „Vereinigten Theater Pirna/Heidenau“ – ein damals bemerkenswertes Ensemble.

Stationen seines professionellen Wirkens: G.-Hauptmann-Theater Görlitz 1954-1990, Staatsoperette Dresden: u.a. 85 Einstudierungen, 6 000 Aufführungen. Krönung seines Schaffens: 1987 Eintrag im „Guinness-Buch der Rekorde“, weil Hanicke in 13 Jahren 446-mal in Folge das Musical „My Fair Lady“ in Dresden dirigiert hatte.