SZ +
Merken

Der Kasuar kommt zurück

Weil man aus der Geschichte gelernt hat, besteht der berühmte Vogel diesmal aber nicht aus Meissener Porzellan.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Meißen. Gut 55 Jahre nachdem er sich hier zum ersten Mal niedergelassen hat, wird der Kasuar auf den Meißner Kändlerbrunnen zurückkehren. Die Manufaktur hat gestern bestätigt, dass der Vogel, der nach einem über 280 Jahre alten Modell von Johann Joachim Kaendler gefertigt wird, wieder im Kändlerpark stehen soll.

Mit einer Größe von 130 Zentimetern – so groß wie der schwarz gefiederte Laufvogel aus Neuguinea wirklich ist – war der Kasuar einst das größte, aus dem 18. Jahrhundert überlieferte Porzellantier. Geschaffen hatte es Kaendler im Jahr 1732. August der Starke wollte damals im Japanischen Palais eine Ausstellung mit Porzellantieren einrichten.

Stabil und wetterfest

Bei der Größe von 130 Zentimetern wird es auch beim neuen Kasuar bleiben. Doch anders als seine Vorgänger wird er nicht aus echtem Meissener gefertigt sondern aus „Acrystal“, einem „stabilen, wetterfesten und UV-beständigen Werkstoff, einer Kombination aus flüssigem Acrylharz auf Wasserbasis und Mineralpulver“, heißt es in einer Mitteilung der Manufaktur.

Sprecherin Sandra Jäschke weiß, dass diese Lösung nicht jeden zufriedenstellen wird. „Aber wir wollen ja auch, dass er lange hält.“ Auf mehr als 31 Jahre hat es noch kein Meißner Kasuar gebracht (siehe Chronik). Der erste Vogel wurde in den Neunzigern gestohlen, seine Kopie zehn Jahre später zerstört. Der dritte Kasuar zog 2010 gleich ins geschützte Rathaus ein.

Nun also wieder ein Vogel an der frischen Luft. Der Kasuar aus Acrystal soll voraussichtlich 4 500 Euro kosten, deutlich weniger als die Porzellanvorgänger. Das Geld bringen Manufaktur und Stadt gemeinsam auf, wie Sandra Jäschke erklärt. Der Chef des Stadtmarketings Christian Friedel freut sich über die Skulptur: „Das ist ein erster Schritt, Porzellan in der Innenstadt wieder mehr erlebbar zu machen.“

Trotz des anderen Materials wirke der neue Kasuar wie aus Porzellan, verspricht Pressesprecherin Sandra Jäschke. Er soll wieder genau so weiß und glänzend werden. „Es ist ein Material, das auch oft als Marmorersatz verwendet wird“, erklärt sie. „Nur der Experte erkennt, dass es kein Porzellan ist.“ Wer einen Kasuar aus echtem Meissener sehen wolle, habe dazu weiterhin im Rathaus und in der Manufaktur selbst die Möglichkeit.

Die Kopie aus Acrystal wird von der Firma Form & Abbild Hans Effenberger aus Weinböhla gefertigt. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Verarbeitung von Acrystal und fertigt auch Abgüsse für Museen an. Zu dem langjährigen Angebot von Restaurator Ralf Roscher, den kaputten Vogel wieder zusammenzupuzzeln sagte Sandra Jäschke: „Unser gemeinsames Interesse mit der Stadt war, dass der Kasuar wieder auf den Brunnen zurückkehrt – und das tut er jetzt.“

Einweihung zum Tag der Deutschen Einheit

Und die Meißner müssen gar nicht so lange warten: Schon zum Tag der Deutschen Einheit soll der Vogel im Rahmen des Bürgerfestes eingeweiht werden. Dass der mittlerweile vierte Kasuar der Stadt vollkommen zerstörungssicher ist, wollte Sandra Jäschke nicht versprechen. „Wenn Sie etwas zerstören wollen, kriegen Sie mit Gewalt natürlich alles kaputt.“ Vielleicht fehlt nun zumindest der Anreiz, einem Stück Meissener den Garaus zu machen.