Von Heinz Strohbach
Wir begehen ein an wichtigen Gedenktagen reiches Jahr. Schon die Dresdener Musikfestspiele wiesen mit ihrem Programm auf den 190. Geburtstag und gleichzeitig 120. Todestag Richard Wagners hin.
Vor 70 Jahren, am 21. Mai, erfolgte auch die Einweihung des ersten Wagner-Denkmals auf sächsischem Boden. Sein Schöpfer war Professor Richard Guhr. Er wurde am 30. September 1873 in Schwerin geboren. Seine schöpferischste Zeit aber verbrachte er in Dresden. Nachdem er in Berlin und Dresden studiert hatte, nahm er an der Dresdner Akademie für Kunstgewerbe seine Lehrtätigkeit auf.
Gipsmodell entstand bereits 1923
Eine seiner Schöpfungen war der Entwurf des Goldenen Mannes auf dem Dresdener Rathausturm. Er überstand den Feuersturm des 13. Februar 1945. Mit der das Füllhorn über die Stadt ausschüttenden Skulptur hatte er eine bessere Zukunft für Dresden prophezeit.
Seine Verehrung des Wagnerschen Schaffens und seiner Musik ließ in ihm den Gedanken an ein würdiges Denkmal für Wagner reifen, der mehrere Jahre in Dresden gewirkt hatte. Bereits 1911 entstand ein Gipsmodell, welches 1913 zum 100. Geburtstag des Komponisten geweiht werden sollte. Professor Guhr bot deshalb dem Dresdner Magistrat an, es in weißem Marmor auszuführen und es sodann im Großen Garten aufzustellen. Doch seinem Ansinnen wurde kaum das erforderliche Interesse entgegengebracht, obwohl Prof. Guhr die Ausführung „auf eigene Kosten“ übernehmen wollte.
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges veranlasste ihn, sein Modell zunächst im Lager unterzubringen. Er schrieb: „Mein Modell musste auf den Lagerschuppen wandern. Graf Vitzthum zuckte bedauernd die Achseln und auch der junge Kronprinz Georg, um Hilfe angegangen, ließ es beim Interesse bewenden.“
1923 stellte der Künstler sein Modell im Dresdener Kunstverein zur Schau. Doch auch dies brachte keinen Fortschritt. Dabei war für ihn klar, dass sein Denkmal an einem Ort aufgestellt werden müsse, an dem Wagner gewirkt hatte. So kam nach den Dresdener Misserfolgen die böhmische Kurstadt Teplitz ins Gespräch.
Prof. Guhr schlug vor, die Figurengruppe in Bronze auszuführen und im Kurpark aufzustellen. Doch unerfreuliche Meinungen der Behörden und aus der Bevölkerung veranlassten den Künstler, sein Angebot zurückzunehmen. Inzwischen hatte die Dresdner Kunstgießerei Adalbert Milde das Denkmal in Bronze ausgeführt. Jetzt kam der Künstler auf die Idee, eine Stätte aufzusuchen, an der Richard Wagner so „weidlich gelohengrint“ hatte, die Lochmühle im Liebethaler Grund.
Sogar Teile der Felswand abgesprengt
In Karl Staude, dem Lochmüller, fand er einen Verehrer Wagners und einen Verbündeten. Dieser stellte ihm nicht nur einen Platz auf seinem Grundstück zur Verfügung, sondern übernahm auch noch die beträchtlichen Kosten für den Unterbau. Sogar Teile der Felswand mussten abgesprengt werden, um der 12,5 Meter hohen Personengruppe Platz zu schaffen. Eine Gedenktafel im Sockel erinnert an die Unterstützung durch die werktätige Jugend der umliegenden Gemeinden. So konnte am 21. Mai 1933 unter Fanfarenklängen der Dresdner Hoftrompeter aus der Oper „Lohengrin“ das Denkmal eingeweiht werden.
Prof. Richard Guhr verstarb am 27. Oktober 1956 in Höckendorf. Nur seiner Energie und seiner Ausdauer ist es zu verdanken, dass hier in unserem Kreis das erste sächsische Denkmal für den großen Komponisten und Musiker entstehen konnte, von dem Gerhard Hauptmann sagte: „Ein Werk wie der Ring (der Nibelungen, d.V.) ist vielleicht das mächtigste Kunstgebilde der letzten Jahrtausende.“
Quelle: Eigene Sammlung, ehemaliger Kulturspiegel des Kreises