Bad Schandaus Weg zum Heilkunde-Mekka

Für Andreas Mascha passt alles perfekt zusammen: Bad Schandaus lange Tradition als Kneipp-Kurort, die Toskana-Therme, die Natur des umliegenden Nationalparks, die stetig wachsende Attraktivität der Sächsischen Schweiz als Tourismusziel. Besonders auf einem Feld sieht der Experte hier noch Potenzial: dem Gesundheitstourismus. Gäste, die speziell für Wellness, Fitness oder Kuren in die Sächsische Schweiz kommen, würden gerade die Nebensaison weiter beleben.
Zudem fügt sich ins Bild: Bad Schandau feiert in diesem Jahr das hundertjährige Jubiläum seines Bad-Titels und strebt gerade eine Zertifizierung als Kneipp-Heilbad an, das ist eine Stufe über dem Kurort.
All dies könnte einen zentralen Ort bekommen: das World Life Center (WLC). Darunter ist ein Naturheilkundezentrum zu verstehen, das Heiltraditionen der ganze Welt unter einem Dach vereint - zum einen als Museum, zum anderen als Bildungsangebot und als Vermittlungsstelle für vor Ort verfügbare Therapieangebote. Das ist die Vision, die Management-Berater Andreas Mascha entwickelt hat.
Bei einem Symposium Ende Februar im Hotel Elbresidenz haben Professoren sogar schon über die Raumaufteilung des World Life Centers philosophiert. Entstehen soll das Zentrum im alten Gymnasium von Bad Schandau. Das zweiteilige Gebäudeensemble, prominent gelegen zwischen St.-Johannis-Kirche und Toskana-Therme, steht seit mehr als 20 Jahren leer.
Herzstück und Hauptanziehungspunkt des WLC soll eine Ausstellung zu Naturheilkundeverfahren von verschiedensten Erdteilen bilden. "Das gibt es so noch nicht", sagt Mascha. Daneben könnten Räume für Fortbildungen für Ärzte und Therapeuten sowie für Behandlungen entstehen. Im Kellergeschoss sehen die Experten Floating-Becken für Schwebebäder vor - komplett gefliest, wären diese für das nächste Elbehochwasser gewappnet. Eine Rezeption im Erdgeschoss ist die zentrale Anlaufstelle für Besucher.
Das World Life Center verbindet somit museumspädagogische, therapeutische und Fortbildungsangebote miteinander. Andreas Mascha fasst es so zusammen: "Das World Life Center als hypermodernes, intermediales und ästhetisch aufbereitetes Wissensarchiv zu den Großen Heiltraditionen der Welt und Erlebnisort zur Welt-Medizin in Theorie und Lebenspraxis."
In Bad Schandau stieß das Konzept nicht zuletzt aus einem Grund auf offene Ohren: Es knüpft an die Idee des Weltsportplatzes an, den der Bad Schandaus Tourismus-Urvater Rudolf Sendig Anfang des 20. Jahrhunderts in Ostrau errichten wollte. Er sollte verschiedene Kulturen über Sport und Gesundheit zusammenbringen. Der Erste Weltkrieg setzte den ambitionierten Plänen ein Ende.
Sogar konkrete architektonische Entwürfe für das WLC existieren schon. Die haben Absolventen der Bauhaus-Universität in Weimar gefertigt. Neben der Bauhaus-Uni hat Mascha für das Projekt auch Kontakte zur Europa-Universität Viadrina in Frankfurt oder der Hochschule Zittau-Görlitz aufgebaut.

Beim Symposium Forum Heilkultur im Bad Schandauer Hotel Elbresidenz am letzten Februarwochenende haben unter anderem die Professoren Hartmut Schröder und Maik Hosang ihre Konzepte für künftige Bildungsangebote im World Life Center skizziert.
Das Forum Heilkultur ist das zweite Feld, das Berater Mascha in den vergangenen zwei Jahren beackert hat. Im Auftrag des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat er im Rahmen eines EU-Projekts an der Vernetzung von Ärzten, Heilpraktikern, Therapeuten und Touristikern gearbeitet. Auch hier das Ziel: Die Sächsische Schweiz als Ort für den Gesundheitstourismus voranzubringen.
Neben gut einem Dutzend Expertentreffs ist dabei eine Website entstanden, auf der sämtliche Wellnessangebote, Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Ärzte, Psychotherapeuten und Freizeittipps wie Wanderungen auf einer interaktiven Karte verzeichnet sind. Die Seite GesundNet Sächsische Schweiz ist seit wenigen Tagen online.
Das entstandene GesundNet-Netzwerk könnte mit dem geplanten World Life Center auch einen begehbaren Ort finden. Wie das Großprojekt konkret finanziert werden könnte, ist jedoch noch offen. Der Betrieb könnte über eine Kombination aus Stiftungsgeldern und den Erträgen aus dem Fortbildungsbereich abgedeckt werden, erklärt Andreas Mascha. Die Hoffnungen ruhen hier auf einer Kooperation mit der AOK Plus.
Die auf mindestens drei Millionen Euro geschätzte Sanierung des alten Gymnasiums müsste die Stadt Bad Schandau als Eigentümer der Immobilie stemmen.