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Der leise Abschied der Ein-Euro-Jobs

Mit 130 Plätzen hat Löbau für die Landesgartenschau ein großes Kontingent erhalten. Generell werden Ein-Euro-Jobs weniger.

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Von Anja Beutler

Ein bisschen ist es wie ein Platz an der Sonne mit dem neuen Ein-Euro-Job von Sabine May aus Löbau und Delika Jannasch aus Lawalde. Zwar bekommen die beiden Frauen für ihre Arbeit als Ein-Euro-Jobberinnen bei der Landesgartenschau nicht mehr Geld als anderswo. „Aber auf die Blüten und die Landschaft freuen wir uns schon“, sagen beide unisono. Natürlich seien sie in diesem Fall besonders motiviert – und das gelte auch für die anderen, betont Joachim Birnbaum von der Gartenschau-GmbH.

Rund 130 sogenannte Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung – kurz MAE – hat Löbau der Kreis für die Landesgartenschau schon 2011 bewilligt. „Das haben wir auch bei Großveranstaltungen in den vergangenen Jahren so gehalten“, erklärt Ute Wolf vom Jobcenter. Schließlich seien das besondere Herausforderungen. Man denke da beispielsweise nur an die Landesausstellung in Görlitz. Doch eines ist klar: Die Zahlen für Löbau rufen auch Neid hervor, vor allem, da der Bund für die MAE-Maßnahmen im Kreis insgesamt weniger Geld als in den Vorjahren zur Verfügung stellt und somit weniger Stellen genehmigt werden können als bislang. Und das liegt auch genau auf der Linie des Bundes – und sorgt vor Ort mitunter für Sorgenfalten:

Gemeinden: Abschied von liebgewonnenen Hilfen

Schon die lange Pause zwischen dem Ende der alten Ein-Euro-Jobs 2011, die Vereine, Städte oder Gemeinden erhalten hatten, und dem Start der neuen MAEs am 1.April ist bei einigen Bürgermeistern im Landkreis auf Unmut gestoßen: Sie fühlten sich über den Winter im Stich gelassen, verwirrende Meldungen über die neuen Regelungen für MAEs machten die Runde, viele vermissten die Planungssicherheit. Für den Vorsitzenden des Arbeitslosenkreisverbandes, Joachim Herrmann, ist die Reaktion verständlich: „Viele Kommunen haben sich an die MAEs gewöhnt“, weiß er aus Erfahrung. Das sei mit allen derartigen Arbeitsmarktprogrammen so. Auch das Ende von drei Kommunal-Kombi-Stellen in Rosenbach reißt bei der Gemeinde – unter anderem bei der Jugendbetreuung, beim Sportverein oder beim Tourismusbüro schmerzliche Lücken. Bürgermeister Roland Höhne sucht derzeit nach neuen Lösungen – bei den Ein-Euro-Jobs liegen sie jedenfalls nicht. Aber allein bezahlen kann die Gemeinde die Stellen eben auch nicht.

Arbeitslose: Neue Grenzen

für die Vermittlung

Nach den eher vernichtend ausgefallenen Studien zu der Wirkung der Ein-Euro-Jobs im Sommer 2011 ist ihre Bedeutung in den Augen des Bundes gesunken. Oftmals wurden Ein-Euro-Jobber von einer derartigen Stelle in die nächste verfrachtet. Auch Sabine May und Delika Jannasch sind nahezu MAE-Expertinnen. Das war nicht das Ziel und das soll es nun nicht mehr geben: „Die Zuweisungsdauer wurde auf maximal zwei Jahre innerhalb von fünf Jahren begrenzt“, betont Christian Westhoff, Sprecher beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Dabei gelte diese Regel ab sofort – nicht rückwirkend, betont er. Dennoch ist diese Regelung für viele Gemeinden ein Problem, denn so wird es zunehmend schwieriger, passende Kandidaten für die Ein-Euro-Jobs zu finden: „Bei unserer letzten Maßnahmen hatten wir nur noch einen Teilnehmer, der überhaupt eine Fahrerlaubnis hatte“, erinnert sich beispielsweise Rosenbachs Bürgermeister Roland Höhne. Und auch andere Bürgermeister betonen, dass es zunehmend schwieriger werde, genügend geeignetes Personal zu finden. Erst recht, wenn nun die neuen Einschränkungen zum Tragen kommen.

Kreis: Haushalten mit geringeren Geldern

1200 Ein-Euro-Jobs soll es im gesamten Kreis in diesem Jahr geben, teilte der Landkreis auf Anfrage mit. Wobei Vergleichszahlen zu den Vorjahren aus dem Norden und Süden aus den Vorjahren nicht vorlagen. Doch die Tendenz ist eindeutig: Es gibt weniger Geld, also auch weniger MAEs. Und noch eines: Oft hatten Kommunen zusätzlich noch einen Anleiter, der sozialversicherungspflichtig beschäftigt war. Das wird bei neuen Anträgen kaum noch möglich sein. Joachim Herrmann vom Arbeitslosenkreisverband hat zwar bei den drei Verbands-Projekten auch derartige Stellen bewilligt bekommen. Doch nach Kenntnissen des Löbauer Oberbürgermeisters wird es diese Stellen nicht mehr geben: zu teuer.